Abstract (deu)
In der vorliegenden Forschungsstudie geht es um die Frage, inwieweit der kulturelle Wertehintergrund eines europäischen Landes die Gestaltung humorvoller TV-Werbespots beeinflusst. Dazu werden insgesamt 728 TV-Werbungen dreier privater Sender aus drei europäischen Ländern – Österreich (ATV), Frankreich (M6) und Großbritannien (ITV) – mittels quantitativer Inhaltsanalyse untersucht. Die Frage ist, inwiefern sich die europäischen Länder hinsichtlich ihrer Verwendung von Humortypen, Humorkomplexität und Humordominanz unterscheiden.
Die Humormentalitäten basieren auf den Kulturdimensionen Hofstedes (1997), der
nach einer Umfrage in 50 Ländern jedem Land einen Index der Machtdistanz, des Individualismus und der Unsicherheitsvermeidung zuwies. Die Indizes der drei untersuchten Länder wurden herangezogen und mit den zu untersuchenden Konzepten in Verbindung gebracht.
Für die Humortypen (anschlussorientiert, selbstaufwertend, aggressiv, selbstzerstörerisch) wurde auf die Basistheorien des Humors zurückgegriffen (vgl. Räwel, 2005). Zentrale Konstrukte wie Humorkomplexität und Humordominanz gehen auf aktuellere Forschungsstudien zurück, die sich mit dem Phänomen humorvoller TV-Werbung im kulturellen Kontext beschäftigen (vgl. Speck, 1991 / vgl. Kallwies-Meuser, 2008 / vgl. Fanny Chan, 2011).
Die Ergebnisse zeigen, dass Großbritannien häufiger zu negativen Humortypen tendiert, während Österreich und Frankreich vermehrt die positiven Humortypen verwenden. Auch hinsichtlich der Humorstile, die die Basis für die Berechnung der Komplexitätsniveaus bilden, gibt es unterschiedliche Schwerpunkte: Österreich tendiert zu Wortwitz und Satire, Frankreich zu Comic und Zeichentrick, Großbritannien zu Unsinn. Österreichische Spots sind zudem signifikant komplexer als britische Werbungen. Schließlich zeigt die Untersuchung der Humordominanz, dass humorvolle österreichische Spots informationsdominanter sind als britische und französische, die eher zur Humordominanz neigen.