Abstract (deu)
Die Selbstdefinition Österreichs als erstes Opfer des Nationalsozialismus war die gravierendste Fehlselbsteinschätzung des 20. Jahrhunderts. Die österreichische Führungsriege entsagte sich sämtlicher Verantwortung für die nationalsozialistischen Verbrechen. Der Anschluss wäre eine ungewollte Bedrohung gewesen, die eine Einverleibung des wehrlosen Österreichischen Staats zum Ziel hatte. Eine besondere Aufgabe für die Zweite Republik stellte der Wiederaufbau des Pressewesens dar, durch den Anschluss wurden alle Kommunikationskanäle gleichgeschalten und mit Kriegsende demoliert. Mit der fehlenden Einsicht der Gesellschaft, hinsichtlich der Mitschuld an den Kriegsverbrechen, der Minderung von juristischen Konsequenzen für nazistischen Kriegstäter nach dem Krieg und der Eingliederung „ehemaliger“ Nazis in die Gemeinschaft und öffentlichen Bereichen entwickelten sich auch in der Presse gewisse Ideologien, die das Ende des Nationalsozialismus nicht einfach so hinnahmen. Solche Gesinnungen wurden in der Tagespresse zum Großteil gemieden, in einschlägigen Zeitschriften, von ehemaligen Nationalsozialisten und von ideologisch gleichgesinnten Personen publiziert, fand sich dafür eine Plattform.
Das Ziel dieser Forschungsarbeit ist, die Zeitschriften „Die Aula“ und „Der Eckartbote“, beide im neonazistischen Milieu zu verorten, im Bezug auf ihre Auffassung einer demokratischen politischen Ordnung zu analysieren. Eingebettet in den gesellschaftlichen und politischen Kontext soll auch beleuchtet werden, wie ehemalige Nationalsozialisten, besonders nach den gelockerten Entnazifizierungsmaßnahmen und vollzogenen Amnestierungen nach 1948 sowie der außenpolitisch instabilen Lage durch den Kalten Krieg und den Umstand der Besatzung, den Weg Österreichs bis zum Staatsvertrag interpretierten.