Abstract (deu)
Die Masterarbeit beschäftigt sich mit Konzepten von Arbeit und Geschlecht in der Zeitschrift „Der Pionier“, die von der tschechischen Firma Baťa in Zlín von 1935 bis 1938 herausgebracht wurde. Der Gründer Tomáš Baťa entwickelte während der Zwischenkriegszeit ein ökonomisches Konzept, das die Arbeitsleistung steigern und die Arbeiter_innen an die Fabrik binden sollte. Die Mitarbeiter_innen der Firma Baťa besuchten Baťa-Schulen, wohnten in Baťa-Häusern und verbrachten ihre Freizeit im Baťa-Sportclub oder im Baťa-Kino.
Um dieses Abhängigkeitssystem aufrecht zu erhalten, war ein großes Maß an Überwachung und Kontrolle nötig. In Zlín funktionierte dies einerseits über die Stadtplanung, die enge nachbarschaftliche Verhältnisse schuf, andererseits griffen Baťas Kontrollapparate bis in die intimsten Bereiche des Lebens ein. Der Propagandaapparat der Firma veröffentlichte eine Vielzahl an Zeitungen, Zeitschriften, Werbefilmen und theoretische Schriften, die idealisierte Darstellungen der sogenannten „Baťa-Menschen“ zum Inhalt hatten. Die Ideale bauen auf klaren geschlechtsspezifischen Rollen auf. Während die Fabrik als Arbeitsraum der Männer propagiert wurde, waren die „Familienhäuser“ als Reich der Frauen vorgesehen. Beides sollte zu einem großen Ausmaß rationalisiert, standardisiert und mechanisiert werden.
Mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse der Artikel in der internationalen, deutschsprachigen Zeitschrift „Der Pionier“ werden in der Masterarbeit Geschlechter- und Arbeitsdiskurse der Firma Baťa sichtbar gemacht, die auch eng mit Konzepten von Modernität in Zusammenhang stehen. Die Untersuchungen zeigen, dass die Arbeitskonzepte und der Arbeitsbegriff in der Zeitschrift nicht ohne die Berücksichtigung von Geschlechterhierarchien analysiert werden können.