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Title (deu)
Staat. Geschlecht. Öffentlichkeit
feministische Wissensproduktion und Staatskritik in Kroatien
Author
Brigita Malenica
Adviser
Hannelore Eva Kreisky
Assessor
Hannelore Eva Kreisky
Assessor
Dieter Segert
Abstract (deu)

Die 1990 abgehaltenen Mehrparteienwahlen waren nicht nur der Auftakt für die kroatische Staatsgründung, sondern auch für einen Krieg, der die Sicherung eines patriarchal-autoritären Regimes unter der Führung der Sammelpartei HDZ (Kroatische demokratische Gemeinschaft) und des Staatsgründers Franjo Tuđman möglich machte. Die auf nationale Verteidigung ausgerichtete Staatsgründung schuf einerseits ein schwieriges Fundament für eine weitreichende Demokratisierung des Landes. Andererseits beförderte die Konflikt- und Gewaltsituation ein bereits zu jugoslawischen Zeiten existentes kritisches zivilgesellschaftliches Engagement, das auch von zahlreichen feministischen Gruppen getragen wurde. Gerade sie hatten während der Kriege der 1990er Jahre immer wieder ihre Stimme gegen sexuelle und militärische Gewalt sowie gegen autoritäre Strukturen erhoben. Darin enthalten waren Forderungen nach Anerkennung von Differenz, Gleichberechtigung und politischer Partizipation, ebenso wie nach rationaler Selbstreflexion und Kritikfähigkeit von Staat und Gesellschaft. Die postsozialistische Transformation des jüngsten EU-Staates Kroatien zeigt sich in der vorliegenden Untersuchung als Teil eines Prozesses des konfliktbehafteten Umbaus von Staatlichkeit, der seit Ende der Habsburger Monarchie andauert. Während in der jugoslawischen und kroatischen Geschichtsschreibung entweder die nationale Differenz oder soziale Ausschlussmechanismen als Motor der Transformation des Staates und damit als Erklärungsmodell dominieren, wird hier der analytische Blick auf das Verhältnis von Staat und Geschlechterdifferenz gelenkt. Im Zentrum der Untersuchung steht die staatskritische Dimension der jugoslawischen feministischen Wissensproduktion, deren Traditionen die heutige feministische Kritik in Kroatien und seinen Nachbarstaaten prägen, aber selten in einen staatstheoretischen Kontext gestellt werden. Ziel der Dissertation ist daher, die Geschichte emanzipativer und feministischer Kritik in Jugoslawien unter dem Aspekt der Staatskritik neu zu bewerten und sie im kroatischen nationalstaatlichen Kontext in einer Genealogie feministischen Wissens zu verorten. Auf diese Weise wird die postjugoslawische feministische Auseinandersetzung mit dem Nationalstaat und den Zerfallskriegen der 1990er Jahre einerseits einer kritischen Würdigung unterzogen. Andererseits wird sie in einem abschließenden Kapitel in einem erweiterten feministischen Theoriekontext betrachtet, der die Analyse von Staatlichkeit anhand von Narrativen und von Männlichkeitskonstruktionen erprobt. Öffentlichkeit dient als zentraler Begriff und Reibungspunkt der Beschreibung der politischen Dimension feministischen Wissens in Jugoslawien und Kroatien. Herausgearbeitet wird, dass die Kritik und Erweiterung von Öffentlichkeit das politische Feld darstellt, welches für feministisches Handeln und Intervenieren in gesellschaftliche und staatliche Machtbeziehungen in Jugoslawien und Kroatien zentral ist.

Keywords (deu)
JugoslawienKroatienGeschlechtStaatStaatskritikStaatstheorieFeminismus
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1318657
rdau:P60550 (deu)
402 S. : Ill.
Number of pages
401
Study plan
Dr.-Studium der Philosophie Politikwissenschaft
[UA]
[092]
[300]
Members (1)
Title (deu)
Staat. Geschlecht. Öffentlichkeit
feministische Wissensproduktion und Staatskritik in Kroatien
Author
Brigita Malenica
Abstract (deu)

Die 1990 abgehaltenen Mehrparteienwahlen waren nicht nur der Auftakt für die kroatische Staatsgründung, sondern auch für einen Krieg, der die Sicherung eines patriarchal-autoritären Regimes unter der Führung der Sammelpartei HDZ (Kroatische demokratische Gemeinschaft) und des Staatsgründers Franjo Tuđman möglich machte. Die auf nationale Verteidigung ausgerichtete Staatsgründung schuf einerseits ein schwieriges Fundament für eine weitreichende Demokratisierung des Landes. Andererseits beförderte die Konflikt- und Gewaltsituation ein bereits zu jugoslawischen Zeiten existentes kritisches zivilgesellschaftliches Engagement, das auch von zahlreichen feministischen Gruppen getragen wurde. Gerade sie hatten während der Kriege der 1990er Jahre immer wieder ihre Stimme gegen sexuelle und militärische Gewalt sowie gegen autoritäre Strukturen erhoben. Darin enthalten waren Forderungen nach Anerkennung von Differenz, Gleichberechtigung und politischer Partizipation, ebenso wie nach rationaler Selbstreflexion und Kritikfähigkeit von Staat und Gesellschaft. Die postsozialistische Transformation des jüngsten EU-Staates Kroatien zeigt sich in der vorliegenden Untersuchung als Teil eines Prozesses des konfliktbehafteten Umbaus von Staatlichkeit, der seit Ende der Habsburger Monarchie andauert. Während in der jugoslawischen und kroatischen Geschichtsschreibung entweder die nationale Differenz oder soziale Ausschlussmechanismen als Motor der Transformation des Staates und damit als Erklärungsmodell dominieren, wird hier der analytische Blick auf das Verhältnis von Staat und Geschlechterdifferenz gelenkt. Im Zentrum der Untersuchung steht die staatskritische Dimension der jugoslawischen feministischen Wissensproduktion, deren Traditionen die heutige feministische Kritik in Kroatien und seinen Nachbarstaaten prägen, aber selten in einen staatstheoretischen Kontext gestellt werden. Ziel der Dissertation ist daher, die Geschichte emanzipativer und feministischer Kritik in Jugoslawien unter dem Aspekt der Staatskritik neu zu bewerten und sie im kroatischen nationalstaatlichen Kontext in einer Genealogie feministischen Wissens zu verorten. Auf diese Weise wird die postjugoslawische feministische Auseinandersetzung mit dem Nationalstaat und den Zerfallskriegen der 1990er Jahre einerseits einer kritischen Würdigung unterzogen. Andererseits wird sie in einem abschließenden Kapitel in einem erweiterten feministischen Theoriekontext betrachtet, der die Analyse von Staatlichkeit anhand von Narrativen und von Männlichkeitskonstruktionen erprobt. Öffentlichkeit dient als zentraler Begriff und Reibungspunkt der Beschreibung der politischen Dimension feministischen Wissens in Jugoslawien und Kroatien. Herausgearbeitet wird, dass die Kritik und Erweiterung von Öffentlichkeit das politische Feld darstellt, welches für feministisches Handeln und Intervenieren in gesellschaftliche und staatliche Machtbeziehungen in Jugoslawien und Kroatien zentral ist.

Keywords (deu)
JugoslawienKroatienGeschlechtStaatStaatskritikStaatstheorieFeminismus
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1318658
Number of pages
401