Abstract (deu)
Bald nachdem Gallium erfolgreich für Diagnosezwecke eingesetzt wurde, konnte auch eine Aktivität gegen Krebs nachgewiesen werden. Da Galliumsalze bei oraler Einnahme nur bedingt bioverfügbar sind, wurde KP46, Tris(quinolinolato)gallium(III), entwickelt. Dieser lipophile Galliumkomplex zeigte in einer klinischen Phase I-Studie vielversprechende Ergebnisse, insbesondere bei Nierenkrebs. In dieser Arbeit wurden Aspekte des Wirkmechanismus‘ dieser Galliumverbindung in der humanen Darmkrebszelllinie HCT-116 Wildtyp untersucht. Um die Hypothese zu überprüfen, dass KP46 den Zelltod p53-abhängig hervorruft, wurden auch die Sublinien HCT-116 p53 Knockout und HCT-116 bax Knockout verwendet. Der Tumorsupressor p53 reguliert die Apoptose und damit auch Downstream-Proteine des intrinsischen Apoptosewegs, wie z.B.: bax. Abgesehen von der Zytotoxizität sollte die Rolle der Autophagie, der unfolded protein response (UPR) und der intrazellulären Eisenpools in der Reaktion auf KP46-Behandlung ermittelt werden. Galliumnitrat diente hier als Referenzsubstanz, um die Resultate eines Galliumsalzes mit jenen des oral verfügbaren Galliumkomplexes zu vergleichen.
Die Zytotoxizität von KP46 und Galliumnitrat wurde mittels des kolorimetrischen MTT-Assays untersucht. Für KP46 wurde eine halbe maximale inhibitorische Konzentration im niedrigen mikromolaren Bereich bestimmt. Keine Unterschiede wurden jedoch zwischen den drei unterschiedlichen Zelllinien beobachtet. Wie erwartet zeigte Galliumnitrat eine niedrigere Aktivität gegen Krebszellen. Die Aktivierung der UPR in Folge von ER-Stress wurde mit Hilfe von Western Blotting und qPCR untersucht. Nach der Behandlung mit KP46 und Galliumnitrat konnten keine signifikanten Änderungen der Expression von UPR-Schlüsselproteinen (PERK, Grp78 & PeIF2α) und mRNA-Levels (CHOP, Grp78 & XBP1 splicing) nachgewiesen werden. Beide Galliumverbindungen modifizieren das LC3B-Protein und induzieren somit Autophagie.
Da Gallium gewisse chemische Eigenschaften mit Eisen teilt, ist ein Einfluss auf die zellulären Eisenpools wahrscheinlich. Für die Messung des intrazellulären labilen Eisenpools wurde ein auf Calcein basierender Test in HCT-116 Wildtyp-Zellen angewendet. Nach 6 Stunden KP46-Behandlung war die labile Eisenkonzentration im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle um fast 50% erhöht. Eine direkte Wechselwirkung von KP46 mit dem Fluorophor Calcein wurde mit Hilfe eines zellfreien Calcein-Experiments ausgeschlossen. Des Weiteren wurde in HCT-116 Wildtyp-Zellen nach 6 h KP46-Behandlung ein Anstieg, jedoch nach 24 h ein Abfall des Eisenspeicher-Proteins Ferritin nachgewiesen. Im Vergleich dazu hatte Galliumnitrat einen geringeren Effekt auf den labilen Eisenpool und erhöhte die Ferritin-Konzentration auch nach 24 h. Diese Ergebnisse deuten auf einen unterschiedlichen Wirkmechanismus der beiden Galliumsubstanzen hin. In keiner der drei Zelllinien konnte eine Bildung reaktiver Sauerstoff-Spezies durch KP46 nachgewiesen werden.