Abstract (deu)
Mantelxenolithe – Fragmente des subkontintentalen lithosphärischen Erdmantels (SCLM) – aus Patagonien wurden petrografisch und geochemisch beschrieben und deren Os-Hf-Nd-Sr Isotopenzusammensetzung bestimmt. Proben von zehn Aufschlüssen, verteilt in ganz Patagonien, wurden gesammelt und Mantelxenolithe wurden sorgfältig ausgewählt um neue Erkenntnisse über die Herkunft und Evolution des lithosphärischen Erdmantels unterhalb des südlichen Teils Argentiniens zu gewinnen. Diese Fragmente des SCLM ermöglichen es uns, Auskunft über den Stabilisierungszeitpunkt des lithosphärischen Erdmantels und folglich Informationen über den Entstehungszeitpunkt der darüber liegenden kontinentalen Kruste zu erhalten. Ein Zusammenhang der Bildung von Kruste und der Stabilisierung des darunter liegenden Erdmantels ermöglicht die Datierung der kontinentalen Lithosphäre, auch in Regionen, wo krustale Basements nicht zugänglich oder wie im Fall von Süd-Patagonien, mit Sedimenten und jungen Vulkangesteinen überlagert sind. Das Re-Os Isotopensystem ist ein wichtiges und verlässliches Werkzeug für die Datierung von SCLM-Bereichen und gibt in Folge Aufschluss über die Entstehung von kontinentalen Krustenbereichen.
Unsere Untersuchungen zeigen, dass Patagonien aus mehreren neo- bis paläoproterozoischen kontinentalen Fragmenten zusammengesetzt ist. Der südlichste Teil, das sogenannte Pali Aike, repräsentiert den ältesten Teil von Südargentinien. Das früh paläoproterozoische Alter (2,5 Ga) deutet auf eine gemeinsame Entstehung mit Bereichen der westlichen Antarktis hin. Der Erdmantel unterhalb des Deseado Massivs hingegen zeigt ein deutlich jüngeres Stabilisierungsalter von 1,3 Ga und lässt auf eine gemeinsame Entstehung mit Bereichen des südlichen Afrikas schließen. Diese neuen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der südliche Teil von Patagonien, die Provinz von Santa Cruz, aus mindestens zwei Teilen aufgebaut ist. Die Region von Tres Lagos im Südwesten des Deseado Massivs zeigt mit 1,9 Ga ein paläoproterozoisches Entstehungsalter und könnte somit ein drittes Fragment darstellen. Die Re-Os Isotopenergebnisse von Proben aus dem nördlichen Patagonien, dem sogenannten Nord Patagonischen Massiv (NPM), sind schwieriger zu interpretieren, da der SCLM unterhalb dieses Bereichs stark von Metasomatose überprägt wurde. Mindestalter der Stabilisierung des lithosphärischen Erdmantels deuten auf eine mesoproterozoische Entstehung (1,0 bis 1,3 Ga) des westlichen Teils des NPM hin. Das Gebiet um Prahuaniyeu, im Zentrum des NPM gelegen, zeigt ein deutlich älteres, paläoproterozoisches (1,7 Ga) Entstehungsalter und lässt darauf schließen, dass der Norden von Patagonien aus mindestens zwei kontinentalen Fragmenten aufgebaut ist.
Petrographische und geochemische Untersuchungen an Mantelxenolithen zeigten deutliche Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden von Patagonien. Während der SCLM im südlichen Bereich unterschiedlich verarmte Proben von Lherzoliten bis Harzburgiten aufweist, findet man im Norden ausschließlich stark verarmte Harzburgite. Klinopyroxen-Spurenelementanalysen und Isotopenuntersuchungen zeigen, dass der Erdmantel unterhalb des NPM nach dem initialen Aufschmelzprozess eine Reaktion mit einer chromatografisch fraktionierten Schmelze erfahren hat. Diese Reaktion einer perkolierenden Schmelze mit Teilen des Erdmantels führt zu einer kompositionellen Veränderung der Schmelze und in Folge dessen zu unterschiedlich überprägten Erdmantelbereichen, was sich vor allem in der Spurenelementzusammensetzung wiederspiegelt. Gesamtgesteins- und Mineralzusammensetzungen zeigen jedoch, dass diese Reaktion des Erdmantels mit einer darin perkolierenden Schmelze keine Auswirkung auf die Hauptelementsystematik hatte. Isotopen- und HSE-Zusammensetzungen weisen ebenfalls darauf hin, dass der Erdmantel mit einer Schmelze reagiert hat. Während Platinum Group Element Untersuchungen zeigen, dass metasomatische Prozesse, wenn vorhanden, im SCLM des südlichen Patagoniens keine Auswirkungen auf die Iridium-Gruppe der Platinum Group Elements (IPGE) hatten, zeigen manche Proben aus dem Norden von Patagonien eine Fraktionierung der IPGEs und somit eine deutliche Überprägung des SCLM unterhalb des NPM.