Abstract (deu)
Tiere mit Charakteristiken von Menschen darzustellen ist ein Phänomen, dessen Anfänge in römischer Zeit zu finden sind und welches unter dem Titel Anthropomorphismus seit tausenden Jahren Teil der menschlichen Kultur ist. In der heutigen Zeit ist Film, insbesondere der Animationsfilm, das vielleicht populärste Medium, in dem Anthropomorphismus gefunden werden kann. Animationsfilme stellen aber nicht nur Tiere mit menschlichen Charakterzügen dar, sondern spiegeln auch ein Bild von Stereotypen in Bezug auf kulturelle und soziale Praktiken des 21. Jahrhunderts in einer von westlichen Werten dominierten Gesellschaft wider. Daraus ergibt sich die Frage, in welchem Ausmaß solche Stereotype im Animationsfilm reproduziert werden.
Die Geschichte des Anthropomorphismus, sowie ein theoretischer Hintergrund zu Stereotypen und deren Reproduktion finden sich im ersten Teil dieser Arbeit. Danach wurden die vier Teile des Animationsfilmes Ice Age unter Berücksichtigung der Faktoren Aussehen, menschliche Gestik und moralische Haltung analysiert. Des Weiteren wurden Verhalten, Interaktion und Aussehen in Bezug auf Stereotype von Männlichkeit, Weiblichkeit, menschlichen Beziehungen, sowie Stereotype von Außenseitern analysiert. Auf die Entwicklung von Humor in den Filmen wurde gegen Ende der Arbeit aus dem Grund, dass dies alle vorher erwähnten Faktoren miteinbezieht, eingegangen.
Anhand einer genauen Beschreibung der verschiedenen Charaktere in Ice Age in Bezug auf deren Aussehen, Verhalten, den gewählten Perspektiven und der begleitenden Musik konnte gezeigt werden, dass Stereotype in Ice Age sowohl reproduziert als auch dekonstruiert werden. Daraus ergibt sich die Behauptung, dass die teilweise Dekonstruktion von Stereotypen zu einer Abschwächung der Perzeption von reproduzierten Stereotypen führt, was diese dadurch harmloser erscheinen lässt und auch schwieriger erkennbar macht. Dies wurde vor allem in Bezug auf Frauenbilder in Ice Age gezeigt, bei denen eine emanzipierte und stark wirkende Darstellung auf visueller Ebene durch eine schwache und abhängige Rolle auf narrativer Ebene abgeschwächt wird.