Abstract (deu)
Der gegenständliche Essay untersucht den militärischen Aspekt der geistlichen Ritterorden
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und versucht, das Wesen ihrer militärischen Kultur zu erfassen. Das geschieht in erster Linie durch
die Verwendung zeitgenössischer Quellen und deren Interpretation. Der Essay versucht, die
Handlungen der Ritterbrüder der geistlichen Ritterorden zum Leben zu erwecken.
Die Krieger dieser Orden werden oft als Ritter bezeichnet, doch fehlten ihnen wesentliche
Merkmale der Ritterschaft wie Vasallität, Hofdienst und Minnedienst. Diese Krieger kämpften wie
Ritter, aber nicht für Ruhm und Ehre, sondern für die christliche Religion und für die Kirche, sie
waren eher kämpfende Mönche. Die Regeln der Orden, die das Leben bestimmten, spiegelten die
jeweilige Spiritualität jedes Ordens wider. So war der soziale und karitative Charakter in den
Regeln mehr oder minder bedeutsam, auch wenn das in der Realität mitunter anders aussah.
Im Kampf ordneten die Ritterbrüder alles dem Erreichen ihrer Ziele unter, dem Sieg über die
Feinde des Glaubens. Der einzelne Bruder zählte nicht, nur die Leistung des Ordens war wichtig.
Die Brüder hatten oft zusammen mit einer Kreuzzugarmee oder dem König von Jerusalem zu
kämpfen, was mitunter problematisch war. Im Bau und der Unterhaltung von Befestigungen
erwiesen sich die Orden als innovativ, beschritten neue Wege und entwickelten neue Bauformen
von Burgen.
Es scheint dass die geistlichen Ritterorden keinen Unterschied in der Wahrnehmung ihrer
Feinde gemacht haben, ob christlich oder nicht. Die Ritterbrüder waren auch nicht unnötig grausam,
sie handelten im Sinne der mittelalterlichen Praxis, die in der Zerstörung der Lebensgrundlagen des
Feindes bestand. Das Verhältnis zu Papst, Kaiser und Königen war ambivalent. Sie benötigten den
Schutz, mussten aber ungerechtfertigte militärische Ansprüche zurückweisen. Untereinander lebten
die Orden in Konkurrenz, auch wenn sie zeitweise mit einander kooperierten.
Dass diese Orden nicht immer im Sinne ihrer Ideale handelten, war das Ergebnis des
Bestrebens, das Wohlergehen des Ordens an die erste Stelle zu reihen, manchmal auch vor die
Religion. So kam es auch zur Verweigerung der Taufe und zu grausamer Behandlung von Sklaven,
aber auch zu Zwangstaufen.