Abstract (deu)
Ein Ingenieursunternehmen ist eine spezielle Form von Institution: kein Labor und keine Forschungseinrichtung, und dennoch ein Ort, an dem Wissen generiert wird und Innovation einen Platz hat. Die Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen eines Ingenieursunternehmens sind sowohl dafür verantwortlich, Technologien zu entwickeln und zu produzieren, als auch sich selbst, ihre Fertigkeiten und ihr Wissen, (weiter) zu entwickeln, um ihre eigene Karriere voranzutreiben. Nie aus dem Blick verlieren dürfen sie dabei die Profitorientierung des Unternehmens: Denn nur der Profit sichert dem privaten Ingenieursunternehmen das ökonomische Überleben. Die Ingenieure/Ingenieurinnen und Manager/Managerinnen eines solchen Unternehmens machen sich dafür eine bestimmte Kombination an technischen und sozialen/kommunikativen Fertigkeiten nutzbar, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Diese Kombination an Fachkompetenzen („hard skills“) und Sozialkompetenzen („soft skills“), die für die erfolgreiche Arbeit als Ingenieur/Ingenieurin erforderlich ist, als auch die Orientierung des Ingenieursunternehmens auf Innovation einerseits und die praktische Entwicklung von Technologien andererseits, verleihen dem Ingenieursunternehmen eine einzigartige Position inmitten gegenwärtiger Diskurse zu Innovation und neuen Formen der Wissensproduktion.
Basierend auf einer Fallstudie eines österreichischen Ingenieursunternehmens spezialisiert auf die Herstellung von Raumfahrttechnologien und, im Speziellen, auf der Analyse der Arbeitsabläufe seiner Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen, untersucht dieses Projekt das Ingenieursunternehmen als einen speziellen Ort der Wissensproduktion. Semi-strukturierte Interviews und teilnehmende Beobachtung bei diversen Meetings im Unternehmen bilden die Grundlage für eine qualitative Analyse der verschiedenen praktischen und alltäglichen Verfahren zur Zuweisung von Rollen und Verantwortungen, zur Identifizierung und Abschätzung von Risiken sowie zur Kollaboration mit Partnern/Partnerinnen und Kunden/Kundinnen. Eine Diskussion dieser alltäglichen Arbeitspraktiken macht Annahmen und Vorstellungen über die Identität des Unternehmens sichtbar, so wie sie sich den Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen darstellt. Daraus lassen sich Rückschlüsse ziehen auf Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen der Institution des Ingenieursunternehmens und den Schauplätzen klassischerer STS-Studien betreffend Wissensproduktion und Projektifizierung in den Biowissenschaften und darüber hinaus.