Abstract (deu)
Über Hexen und deren Verfolgung wurde schon viel geschrieben und auch geforscht. Gerade im Bereich der Hexenforschung ist es oft ein schmaler Grat zwischen ernsthafter Forschung und Alltagsgeschichte, obwohl gerade jene Bereiche eng zusammenspielen. Dem Thema der Hexenverfolgungen wurde in der Geschichtswissenschaft eine variierende Aufmerksamkeit zuteil. Herrschte ab den 1970er-Jahren ein regelrechter Boom, wurde es danach wieder ruhiger um die Schicksale der verfolgten „Unholde“ und „Unholdinnen“.
In der vorliegenden Arbeit wurde bewusst versucht, dem Faktor Aber- und Volksglaube Raum zu geben, um sich näher mit Hexen und deren Verfolgungen auseinandersetzen zu können. Zum Gegenstand der vorliegenden Diplomarbeit zählen die folgenden Fragen: Was beschäftigte die Menschen früher? Mit welchen Alltagsproblemen hatten sie zu kämpfen? Wie wurde dieses neue Verbrechen „erschaffen“ und wie wurde es vor allem von der Bevölkerung aufgenommen? Bei der Beantwortung dieser Fragen nimmt der heutige österreichische Raum einen hohen Stellenwert ein. Um die Anfänge und deren Akteure besser zu verstehen, entschied sich die Autorin, sich mit dem vermutlich ersten Hexenprozess des Landes auseinanderzusetzen. Tirol im Jahr 1485 – zwei junge aufstrebende Dominikanermönche, darunter Heinrich Kramer, kommen nach Innsbruck und haben ein Ziel – Ketzer und Hexen sollten für ihre Sünden büßen.
Warum gerade Tirol? In Tirol fanden maßgebliche Entwicklungen bezüglich Inquisitionstechniken und Prozesspraxen statt, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen.
Der erste dokumentarisch festgehaltene Prozess gegen Zauberer und Zauberinnen fand in Innsbruck statt. Die heutige Geschichtswissenschaft sieht diesen ersten Prozess zwar als gescheitert an, trotzdem entwickelte ein junger, motivierter und vom Papst begünstigter Dominikanermönch daraufhin eine Hexenlehre, die noch heute in aller Munde ist. Der Hexenhammer von Heinrich Kramer war im 15. Jahrhundert ein Bestseller schlechthin.
Aber warum wird der erste von allen nachfolgenden Hexenprozessen als missglückt angesehen? Hier teilen sich die Meinungen. Die Hypothese der Autorin besagt jedoch, dass maßgeblich fünf Faktoren vorherrschend sein mussten, um Menschen überhaupt als Hexen oder Hexer verfolgen zu können. Diese fünf Faktoren werden in der vorliegenden Arbeit näher erläutert. Wie man eine Hexe, einen Hexer definierte, welche sozialen und wirtschaftlichen Einflüsse gegeben sein mussten und welche Parallelen der erste Prozess in Tirol zu einem zwei Jahrzehnte später stattfindenden Prozess aufweist, wird betrachtet werden.