Abstract (deu)
Die Faszination, welche von den Shaolin Mönchen und ihrer beeindruckenden Körperbeherrschung ausgeht, hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr Menschen in ihren Bann gezogen. In unzähligen Shows stellen sie ihr Können einem weltweiten, breitgefächerten Publikum zur Schau. Die Vermarktung des Namens „Shaolin“ mit ihrer dazugehörigen Trademark und unzähligen Merchandise-Artikeln, so wie viele fragwürdige Aktionen der Tempelleitung, führten sowohl in, als auch außerhalb Chinas zu schwerwiegender Kritik. Denn es darf nicht vergessen werden, dass der Shaolintempel in erster Linie ein buddhistisches Kloster ist. Die scheinbar untrennbare Verbindung und Symbiose, die zwischen Shaolin Wushu und Chan-Buddhismus besteht, wird von offizieller Seite immer wieder betont. Trotzdem gibt es tausende von chinesischen und westlichen Wushu-Schülern, die regelmäßig „Shaolin Wushu“ praktizieren, ohne jemals mit dem Chan-Buddhismus in Berührung gekommen zu sein.
Die vorliegende Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, eine etwaige Trennung von Shaolin Wushu und Chan-Buddhismus zu untersuchen. Kann Shaolin Wushu als Sport, ohne jeglichen religiösen Hintergrund, betrieben werden und trotzdem seine Essenz beibehalten? Kann ein Shaolin-Training ohne religiösen Kontext noch als Shaolin Wushu bezeichnet werden?
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit chinesisch- und westlichsprachigen Texten zu diesem Themengebiet. Große Bedeutung für die Studie hat das „Shaolin Gongfu Wenji“ 少林功夫文集 (Sammlung von Texten über Shaolin Gongfu), eine Publikation des Tempels, welche die offizielle Meinung der Tempelleitung zu den behandelten Themen wiedergibt. Diesem werden Texte unabhängiger Autoren gegenübergestellt.