Abstract (deu)
In der vorliegenden Arbeit werden Christian Krachts Romane unter dem Fokus der dargestellten Modi des Scheiterns untersucht. Es wird danach gefragt, was die Protagonisten davon abhält, ihre Ziele zu erreichen, in welchem Verhältnis individuelles und kollektives Scheitern stehen und welche Arten des Scheiterns sich ausmachen lassen. Die Intertextualitätstheorien von Julia Kristeva und Renate Lachmann bilden den theoretischen Hintergrund, um die zahlreichen zeit- und literarhistorischen Bezüge in Krachts Romanen zu analysieren. Ein Schwerpunkt liegt auf der Figurenwahrnehmung, die von einer Ausblendung großer Teile der sozialen, politischen und gesellschaftlichen Strukturen und von einer Konzentration auf scheinbar Nebensächliches gekennzeichnet ist, wodurch sich immer wieder Konflikte und Momente des Scheiterns ergeben. Die Figuren erweisen sich zumeist als unfähig, ihre Denk- und Handlungsmuster zu verändern, nachdem ihnen etwas misslungen ist, wodurch weitere Spannungen heraufbeschworen werden. Eine Konstante in den vier untersuchten Romanen Faserland, 1979, Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten und Imperium bildet nicht bloß das Motiv der Reise, sondern auch die Verbindung aus persönlichem Scheitern und dem Scheitern von politischen Ideologien, Utopien und gesellschaftlich etablierten Gewohnheiten. Es soll gezeigt werden, dass das Scheitern der Figuren in Krachts Romanen die Funktion hat, konventionelle Sichtweisen auf Geschichte, Kultur und Gesellschaft ins Leere laufen zu lassen und so die Aufmerksamkeit für neue Interpretationen der Historie und der Gegenwart zu schärfen.