Abstract (deu)
Fairtrade hat in den letzten Jahren enormes Wachstum, aber auch viel Kritik erfahren. Amartya Sen argumentiert in seinem Werk „Die Idee der Gerechtigkeit“ (2009), dass Gerechtigkeit als etwas Graduelles zu verstehen ist und entlang eines Kontinuums gemessen werden soll. Anstatt nach Prinzipien zu suchen, welche eine perfekte, gerechte Gesellschaft ausmachen, sollte man zwischen ungerechten Situationen vergleichen und sich für die gerechteste Situation entscheiden. Diese Masterarbeit verknüpft Sens pragmatische Gerechtigkeitstheorie mit Fairtrade. Sie beantwortet die Frage, inwieweit Fairtrade zu mehr (globaler) Gerechtigkeit beitragen kann. Die Daten, die durch eine umfassende Literaturrecherche und zwei qualitative Experteninterviews gesammelt wurden, werden mithilfe einer thematischen Analyse untersucht. Dazu wurden Amartya Sens wichtigste Konzepte: auf Verwirklichung konzentrierter Vergleich, „Mehrfachbegründung“, objektive öffentliche Diskussion und globale Gerechtigkeit, mit der Kritik, mit welcher Fairtrade konfrontiert wird, verlinkt und so Herausforderungen, denen Fairtrade gegenübersteht, diskutiert. Besondere Aufmerksamkeit wird der Kritik zuteil, Fairtrade würde Nord-Süd Hierarchien stärken, anstatt sie aufzulösen. Abschließend werden 2 Einschränkungen diskutiert. Erstens wird diskutiert, inwieweit tatsächlich auf Prinzipien vollkommener Gerechtigkeit verzichtet werden sollte. Zweitens verabsäumt es Sens „Die Idee der Gerechtigkeit“, Machtverhältnisse und Machtkonzentration als eine für (Un)Gerechtigkeitsfragen essentielle Thematik sichtbar zu machen.