Abstract (deu)
Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine chronische Augenerkrankung, die zu einer progredienten Sehreduktion führt und kann als chronische altersassoziierte Erkrankung bezeichnet werden.
Im späteren Lebensabschnitt häufen sich chronische Erkrankungen, Altern ist jedoch nicht gleichzusetzen mit Krankheit. Die Differenzierung zwischen Altern und Krankheit hat eine erhebliche theoretische sowie praktische Bedeutung. In der Pflegewissenschaft ist v. a. der Umgang mit chronischen Erkrankungen zentral, der Lebensabschnitt der Betroffenen spielt in diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle.
Das Ziel dieser Arbeit ist, die Frage zu klären, ob chronische altersassoziierte Erkrankungen im späteren Lebensabschnitt, am Beispiel der AMD, und deren Auswirkungen im Alltag, von den Betroffenen als Folge einer chronischen Erkrankung oder als Folge des
Alterns betrachtet werden.
Mit 20 Personen, hauptsächlich von AMD betroffene Personen, die 80 Jahre und älter waren, wurden Interviews mit narrativem Ansatz geführt. Die Datensammlung sowie die Analyse erfolgten mittels der Grounded-Theory-Methodologie (Strauss & Corbin, 1996).
Die Analyse des Datenmaterials zeigt, dass Betroffene ihre Erkrankung und deren Folgen im Alltag aus dem Blickwinkel eines alten Menschen betrachten: "Das ist das Alter", ist eine häufige Aussage der Befragten. Körperliche und kognitive Einschränkungen sowie chronische Erkrankungen werden als normal und als Folge des Altwerdens betrachtet, obwohl sie durchaus zu erheblichen Belastungen im Alltag führen. Die Auseinandersetzung der alten Menschen mit Alter(n) und Krankheit ist beeinflusst von den verlustgeprägten Altersbildern dieser Generation und den eigenen Erfahrungen mit Alter(n) und Krankheit. Der Umgang mit chronischer Erkrankung alter Menschen unterscheidet sich dadurch von jenem in jüngeren Lebensabschnitten. Plötzlicher oder langsamer Sehverlust ziehen unterschiedliches Handeln nach sich. Von AMD betroffene Menschen richten ihre Strategien und Handlungen darauf "so gut zu leben, wie es geht": das bedeutet für sie v. a. sich zuhause zu fühlen sowie aktiv und zufrieden zu leben.
Die Arbeit schließt mit einer kritischen Auseinandersetzung mit den zentralen pflegetheoretischen Bezugskonzepten zum Umgang mit chronischer Erkrankung im Zusammenhang mit AMD und dem Lebensabschnitt Alter, Zufriedenheit und Wohlbefinden in dieser
Lebensphase sowie der aktuellen Diskussion um aktives, produktives und erfolgreiches Altern und dessen Einfluss auf die Lebenssituation alter Menschen.