Abstract (deu)
Zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs ist das “Junge Bosnien” im Scheinwerferlicht einer veränderten, und bei Zeiten, regressiven Welt. Denn die Muster der Machtpolitik definieren noch immer die Welt in der wir leben. In den Straßen von Belgrad, Sarajevo, Wien, Berlin, Paris, London und St. Petersburg kann man die vielen Buchläden mit den neuen Publikationen nicht übersehen, die so drapiert sind, um die Aufmerksamkeit der Besucher zu erwecken. Unabhängig vom Autor und den Ländern in welchen sie publiziert wurden, diskutieren sie die Ursachen des Ersten Weltkriegs und recyceln die Sicht auf die Tatsachen, die dafür verantwortlich waren, dass der unsichere Friede zusammenbrach. Die öffentliche Kampagne anlässlich des Jahrestages vermittelte nicht, was wir falsch verstanden haben in all den Jahren, sondern bediente sich einfach des Bildes vom „Sündenbock“ – etwas was schon oft geschah und weit davon entfernt ist, eine Novität zu sein.
Entgegen der Trends in der Geschichtswissenschaft dieser Periode und ihre gegenwärtige Implikationen, zielt diese Arbeit darauf ab, eine ausgeglichene Fallstudie zum „Jungen Bosnien“ zu präsentieren, deren Einfluss auf die nachfolgenden Gegebenheiten Großteils miss-konstruiert worden ist. Sie versucht die Zeitachse zu analysieren, der Aufstieg des „Jungen Bosnien“ von einem Studentenklub zu einer unabhängigen, recht einflussreichen Bewegung, die grenzüberschreitend wirkte. Sie stellt das vorherrschende Argument in Frage, dass sie ein Instrument der Serbischen Ambitionen war, ein Urteil das gewöhnlich auf Basis von Ereignissen fußt, die sich vor der Zeit des „Jungen Bosnien“ ereigneten. Die Motivation für diese Arbeit ist zweierlei: erstens, der Organisation „Junges Bosnien“ eine Stimme als unabhängiger Akteur zu geben, mit einem politischen Manifest, das in seinem organisatorischen Kalkül reflektiert wurde, und zweitens ist es interessant wie die „grass-root“ Bewegung des „Jungen Bosnien“ entweder in einem Konflikt mit, oder komplementär zu den externen Faktoren stand, und die regionale Politik formte. Aus diesem Grund ist der Fokus dieser Arbeit nicht auf die Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo gelegt, und die Internationalisierung des Konflikts selbst, sondern auf die Entwicklung des „Jungen Bosnien“ von seinen Anfängen bis zum Ende.