Abstract (deu)
Die politischen Eliten des damaligen Jugoslawien führten im Vorfeld der Jugoslawienkriege der 1990er Jahre einen sozialen Bruch zwischen den ethnischen Gruppen herbei. Das Friedensabkommen von Dayton beendete 1995 den Bosnienkrieg, indem es ein Regierungsmodell schuf, das diese Spaltung institutionalisierte. Diese Spaltung zwischen Bosniaken, bosnischen Serben und bosnischen Kroaten aufgrund ethno-nationaler und religiöser Identitätsstrukturen besteht auch beinahe zwanzig Jahre nach dem Ende des Bosnienkrieges fort. Die Konfliktnationen der Vergangenheit dominieren die gegenwärtige politische Landschaft und die gegenwärtige Erinnerungskultur, insbesondere, wenngleich gewiss nicht ausschließlich, was Menschenrechtsverletzungen während des Bosnienkrieges anbelangt. Ein notorisches Beispiel dieses Phänomens kann im Erinnerungswettkampf um Srebrenica gesehen werden, wo im Juli 1995 ungefähr 8 000 bosniakische Männer und Jungen von bosnisch-serbischen und serbischen Truppen getötet wurden. Die bedeutendsten, das heißt, die umfangreichsten, Gedenkhandlungen in Bezug auf den Genozid von Srebrenica tragen jedoch nicht im positiven Sinn zur Versöhnung bei, sondern verstärken die Spaltung. Dies ist ein Resultat problematischer sozio-politischer Strukturen, in denen die Erinnerung an vergangene Menschenrechtsverletzungen fortbesteht.