Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Verwendung und Instrumentalisierung von religiösen Mythen und Elementen der amerikanischen Zivilreligion (American creed) in den Antrittsreden amerikanischer Präsidenten. Zu diesem Zweck wurden alle
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57 Inaugurationsadressen, welche zwischen 1789 und 2013 im Abstand von vier Jahren von den Präsidenten der USA gehalten wurden, untersucht.
Während in den meisten anderen Ländern das Nationalbewusstsein auf Gemeinsamkeiten wie einer gemeinsamen Geschichte, Sprache, Kultur, oder Ethnizität beruht, ist die nationale Zugehörigkeit in den USA ideologisch begründet und basiert auf gesellschaftlichen Idealen, Überzeugungen, und Mythen, welche in der amerikanischen Zivilreligion zusammengefasst sind. Aufgrund ihrer Funktion als wichtigste Quelle Gemeinsamkeitsglauben vermittelnder und erzeugender bzw. identitätsstiftender Elemente werden diese Narrative und Leitbilder auch in den präsidentiellen Inaugurationsadressen vielfach instrumentalisiert. Auf diese Weise wird versucht, die amerikanische Bevölkerung nach den parteipolitischen Fehden des Präsidentschaftswahlkampfes wiederum als eine Nation und ein Volk zu vereinen, welches durch die Verkörperung und das Bekenntnis zu bestimmten Idealen und Werten zusammengeschweißt wird und sich auf Basis dieser von StaatsbürgerInnen anderer Nationen maßgeblich unterscheidet. Darüber hinaus sind amerikanische Präsidenten bestrebt, ihre politischen Ansichten und Prinzipien in ihren Antrittsreden in Einklang mit den symbolischen Erzählungen des Landes und dessen Idealen zu bringen bzw. ein bestimmtes Bild der USA zu propagieren. Vielfach machen sich politische Akteure auch die ideologische Mobilisierungskraft erwähnter Dogmen, Ideale, und Werte zunutze, um zukünftige oder bereits getroffene Entscheidungen zu legitimieren bzw., im Fall von ersterem, die dafür notwendige Unterstützung zu erlangen.
Nach einer umfassenden Einführung in die Thematik bzw. Diskussion von relevanten Begrifflichkeiten und Hintergrundwissen widmet sich der Hauptteil der Arbeit den jeweiligen religiösen Mythen und amerikanischen Idealen. Diese werden benannt und vorgestellt bzw. deren Verwendung und Auftreten in den präsidentiellen Inaugurationsadressen analysiert und beleuchtet. Die zentrale Zielsetzung dabei ist es, herauszufinden, wie diese mythischen Dogmen und amerikanischen Werte in den Antrittsreden der Präsidenten kommuniziert und interpretiert werden. Außerdem untersucht die Arbeit die Entwicklung und Genese religiöser Mythen innerhalb des Redegenres der amerikanischen Inaugurationsadressen und begibt sich auf die Suche nach konstanten Elementen, Gewichtungen, und Abundanzen betreffend der Verwendung dieser religiöser Mythen in den Antrittsreden amerikanischer Präsidenten.