Abstract (deu)
Der Heringshai, Lamna nasus, gehört zur Ordnung der Lamniformes, einer Gruppe von hochspezialisierten Haien, die alle größeren Ozeanbecken bewohnen. Er ist ein pelagischer Räuber, der ein schnell schwimmendes Verhalten und Endothermie aufweist. Die Heringshai-Populationen sind im Nordatlantik und Mittelmeer gravierend zurückgegangen, als Resultat von Überfischung, und bis jetzt gibt es keine Zeichen einer Erholung dieser Reduktion. Sehr wenig ist über ihre Biologie und Schädelanatomie bekannt und der Druck erhöht sich, je mehr die Artenzahlen zurückgehen. Wir verwenden hochauflösende Computertomographie und dreidimensionale Rekonstruktion, um die Innenohrmorphologie und –form sowie die Zahnstruktur und die Zahnentwicklung im Heringshaischädel aufzuzeigen und um zu der morphologischen Anatomie dieses hochspezialisierten Hais beizutragen. Erstmals können wir somit mittels Computertomographie eine Rekonstruktion des Skelettlabyrinthes sowie eine erste Studie zur Zahnentwicklung von Lamna nasus und innerhalb der Familie der Lamnidae präsentieren. Das Skelettlabyrinth des Heringshais ist kompakt und massiv gebaut und weist fast kreisförmige, dicke Bogengänge auf. Die Zahnreihe besteht aus acht Zähnen, von denen zwei funktionell sind, und auch die Entwicklung eines osteodonten Zahntyps kann genau belegt werden. Verbindungen zwischen Zahnstruktur und Nahrungsquelle können hergestellt werden und Mitglieder der Lamnidae scheinen den osteodonten Zahntyp zu besitzen. Korrelationen zwischen der Innenohrmorphologie sowie –Form und des Fortbewegungsverhaltens sind für Lamna nasus schwierig abzuleiten, da es generelle Informationen zu solchen Korrelationen für Elasmobranchii kaum gibt. Es wird vermutet, dass schnell schwimmende Fische schmale Bogengänge mit einem kleinen internen Radius besitzen, was auf hohe Manövrierbarkeit weist. Der Heringshai weist diese Eigenschaften jedoch nicht auf. Obwohl die Daten, die hier beschrieben wurden, mittels Computertomographie einen ersten Einblick in die Innenohr- und Zahnmerkmale von Lamnidae geben, fehlen vergleichbare Informationen dieser Schädelmerkmale von sowohl ausgestorbenen als auch rezenten Elasmobranchii.