Abstract (deu)
Die vorliegende Masterarbeit widmet sich der Lehramtsausbildung für Mittelschullehrende. Es wird den Fragen nachgegangen, inwieweit und auf welche Weise JunglehrerInnen an Mittelschulen in Wien die Multikulturalität der heutigen Gesellschaft (und ihrer Klassen) in ihren Unterricht aufnehmen und wie gut sie sich seitens ihrer Ausbildung darauf vorbereitet fühlen. Gerade in medialen und politischen Diskursen wird die Multikulturalität der heutigen Gesellschaft sowie deren Auswirkungen auf die Schule als Bildungs- und Erziehungsinstitution oft aufgegriffen. Das Konzept des Multikulturalismus, welches in der Arbeit anhand der gängigen kritischen Argumentationslinien aufgearbeitet wird, verbindet in diesem Zusammenhang die wertschätzende Grundhaltung gegenüber einer multikulturellen Gesellschaft mit (politischen) Handlungsimplikationen. Lehrkräfte können dabei Schlüsselrollen einnehmen, da ihre Einstellungen und Erfahrungen (z.B. während der Ausbildung) die Art und Weise beeinflussen, wie sie mit Herausforderungen im (multikulturellen) Unterrichtsalltag umgehen. Deshalb wurden Interviews mit JunglehrerInnen geführt, in denen ihnen Fragen zu ihrem Studium, ihrem Unterricht und ihren Einstellungen im Bezug auf Multikulturalität gestellt wurden. Der Fokus liegt darauf, wann Lehrkräfte im Bezug auf die Multikulturalität ihrer Klasse Handlungsbedarf sehen, was sie an Inhalten und Methoden dazu von ihrer Ausbildung in die Praxis mitgenommen haben und was sie sich gewünscht hätten. Ergänzend wurde eine entsprechende Lehrveranstaltung an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems teilnehmend beobachtet, die LehrveranstaltungsleiterInnen interviewt und die Curricula der Ausbildungsstätten für Mittelschullehrende analysiert. Obwohl alle JunglehrerInnen die multikulturelle Zusammensetzung der Klasse positiv hervorhoben, zeigt die Masterarbeit, dass der tatsächliche Handlungsbedarf und Auftrag seitens des Ministeriums aller Lehrenden in allen Fächern (noch) nicht wahrgenommen wird. Ebenso verändern die Lehrenden ihr Curriculum nicht grundsätzlich, um der Multikulturalität der Gesellschaft und der Klasse gerecht zu werden, sondern ergänzen es – wenn überhaupt – durch zusätzliche Themen, wenn der Bedarf danach gegeben ist (z.B. bei aktuellen Themen) oder spezielle Feiertage gefeiert oder Projekte gemacht werden. Manche interviewten JunglehrerInnen nahmen in diesem Zusammenhang ihre Zuständigkeit überhaupt nicht wahr, was mit ihrer studierten Fächerkombination, ihrem generellen Engagement in diese Richtung oder aber auch mit der Abwesenheit von offensichtlich interkulturellen Konflikten in ihren Klassen zusammenhängen kann. Die Lehramtsausbildung für Mittelschulen schafft es demnach (noch) nicht, generelle Einstellungen im Bezug auf Multikulturalität zu verändern bzw. ein Gefühl der Zuständigkeit inklusive konkreter und langfristiger Handlungsmöglichkeiten in allen Fächern zu vermitteln. Inwieweit SchülerInnen in der Entfaltung ihrer vielfältigen Identitäten unterstützt werden, hängt damit zum größten Teil vom individuellen Engagement der Lehrenden ab und nicht so stark von ihrer Ausbildung.