Abstract (deu)
Neuromyelitis optica (NMO) ist eine gegen Astrozyten gerichtete Autoimmunerkrankung des
zentralen Nervensystems, die vor allem den optischen Nerv und das Rückenmark betrifft und
zu Lähmungen und eingeschränkter Sehkraft führt. Die Krankheit ist gekennzeichnet durch
spezifische Autoantikörper, die sich gegen konformationelle Epitope auf den extrazellulären
Schleifen des astrozytären Wasserkanals Aquaporin 4 (AQP4) richten.
Die vorliegende Arbeit behandelt die Identifizierung von Epitop-Imitatoren für diese AQP4-
spezifischen Antikörper (NMO-IgG). Hierfür wurde eine Phagen-präsentierte 12-Mer-Peptid-
Bibliothek für ein Biopanning mit aufgereinigten polyklonalen Immunglobulinen eines NMOIgG-
seropositiven Patienten verwendet. Nach einer Spezifitätszunahme in drei Biopanning-
Runden wurden einzelne Phagen-Klone isoliert und ihre Reaktivität mit NMO-IgG in ELISAVersuchen
evaluiert. Weiters wurden die Peptide, die durch DNA-Sequenzierung der
einzelnen Phagen-Klone ermittelt wurden, mit Hilfe Mimotop-basierter Computerprogramme
auf humanes AQP4 abgebildet. Basierend auf den ELISA-Ergebnissen und der
errechneten Lage der Mimotope wurden acht vielversprechende Kandidaten ausgewählt
und in einer FACS-basierten Analyse auf ihr Potential, die Bindung von NMO-IgG an sein
Antigen, AQP4, zu blockieren, untersucht. Die FACS-Experimente ergaben, dass vier Peptide
dazu fähig sind, die Interaktion von NMO-IgG mit AQP4 zu reduzieren, was darauf hindeutet,
dass diese Peptide in der Tat Epitope von NMO-IgG imitieren. Aufgrund seines polyklonalen
Ursprungs enthält der in dieser Arbeit verwendete Antikörper-Pool nicht nur eine, sondern
mehrere Subpopulationen von NMO-IgG. Hier wurden Mimotope für mindestens zwei
Untergruppen von NMO-IgG gefunden: eine A-Schleifen-unabhängige und eine A-Schleifenabhängige.
Die Identifizierung der vier Mimotope stellt eine solide Grundlage dar, von der ausgehend
langfristig einige Anwendungen vorstellbar sind. Die Mimotope könnten die Klassifizierung
der Antikörper-Pools verschiedener Patienten nach ihrer Reaktivität mit unterschiedlichen
Mimotopen ermöglichen, oder für aktive Immunisierungsstrategien verwendet werden, z. B.
um im Tiermodell den Effekt bestimmter NMO-IgG-Subpopulationen zu untersuchen.