Abstract (deu)
Stress kann gravierende Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung haben. Der Stress, den ein Kleinkind durch die Trennung von seiner Bezugsperson erlebt, drückt sich in Verhalten, sowie auf physiologischer Ebene aus. Jedoch die Stressbelastung durch die standardisierte Trennungssituation Fremde Situation äußert sich je nach Bindungsstil unterschiedlich. Diese Arbeit untersuchte an 300 Kindern (149 Buben und 151 Mädchen) in 460 Mutter-Kind- bzw. Vater-Kind-Dyaden die kindliche Stressreaktivität und die Verhaltensweisen des Coping mit der stressinduzierenden Situation. Als Kennwerte dafür wurden die Cortisolkonzentration im Speichel und das neu entwickelten Verfahrens Vienna Attachment Classification System herangezogen, und lieferten neue Erkenntnisse zu dem komplexen, wechselseitigen Zusammenspiel von Bindung, Cortisol und Verhalten. Die Kinder waren im Durchschnitt 26 Monate alt, und zeigten unterschiedliche Reaktionen in den Testungen mit Mutter und Vater. So zeigten sich die Kinder mit sicherer Bindung zur Mutter in Physiologie und Verhalten erregter und schafften es weniger ihre Emotionen zu regulieren. Stärkerer Cortisolanstieg ging auch mit höherer Erregung einher, und umgekehrt sagte geringe Explorationstätigkeit höhere Cortisolwerte voraus. Die Kinder mit sicherer Bindung zum Vater zeigten im Gegensatz höhere Erregung, wenn der Vater nicht anwesend war, und effektiveres Coping, indem sie über bessere Emotionsregulation verfügten und waren interessierter an Exploration als Kinder mit unsicherer Bindung. Ebenso zeigte sich hinsichtlich der Cortisolreaktivität kein Unterschied zwischen sicherem und unsicherem Bindungsmuster, doch ein starker Cortisolanstieg ging Hand in Hand mit geringerer Emotionsregulation. Unterschiedliche Ansätze wurden herangezogen, um Erklärungen für die Unterschiede in der Mutter-Kind- und Vater-Kind-Beziehung und für die beobachteten und gemessenen Reaktionen der Kinder des sicheren und unsicheren Bindungstyps zu finden.