Abstract (deu)
Das Doppelgängermotiv hat in der Literatur eine jahrhundertelange Tradition, die bis in die griechische Antike zurückreicht. Seit damals hat das Motiv eine historische Wandlung durchgemacht und sich nicht nur hinsichtlich seiner Ausgestaltung, sondern auch in Bezug auf die Wirkung, die durch das Einführen einer Doppelgängerfigur erzeugt wird, verändert. Trotzdem hat der Doppelgänger bis heute nicht an Faszination verloren und wird weiterhin in zahlreichen literarischen Werken eingesetzt.
Doch nicht nur in Texten für Erwachsene, auch in Werken der Kinder- und Jugendliteratur erfreut sich das Motiv großer Beliebtheit. Von Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“ bis zu aktuellen Bestsellern wie Stephenie Meyers „Twilight“-Serie tummeln sich Doppelgängerfiguren auch in Büchern für junges Publikum – im Gegensatz zur Erwachsenenliteratur stand das Motiv im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur bis zum heutigen Zeitpunkt jedoch kaum im Fokus der wissenschaftlichen Forschung.
Ziel dieser Arbeit ist es, anhand von drei ausgewählten Werken der Kinder- und Jugendliteratur zu analysieren, mit welchen narrativen Mitteln die Doppelgängerfiguren darin dargestellt, wie sie in die Handlung eingeführt und welche Zwecke durch den Einsatz dieses Motives verfolgt werden. Durch zahlreiche Textzitate soll außerdem überprüft werden, in wieweit sich die dreistufige Kategorisierung des Doppelgängermotivs, die vom kanadischen Literaturwissenschaftler David K. Danow entwickelt wurde und neben der gängigen Unterteilung in Ich-Doppelung und Ich-Spaltung die zusätzliche Kategorie der Uneindeutigkeit enthält, auf diese Werke anwenden lässt.