Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte des Fußballs in Deutschland und Österreich von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Zunächst wurde untersucht, wie der Fußball in Deutschland und Österreich zu einem Massenphänomen wurde und wie der Sport, der in seiner Entwicklung in England einen Zivilisationsprozess durchlief, in Deutschland und Österreich zu einem Breitensport wurde, der er heute unbestritten ist. Dieser Sport hätte sich in England, Deutschland und Österreich nicht zu einem Sport der Massen entwickeln können, wenn nicht die Arbeiterschichten in diesen Ländern durch verbesserte Arbeitsbedingungen, wie gesetzlich verankerte Arbeitszeitenregelungen und Freizeit, zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Lage gewesen wären, den Fußballsport zu praktizieren. Die Begriffe soziale Inklusion und Exklusion ziehen sich wie ein roter Faden durch die Entwicklung des Fußballs. Dies soll anhand der ersten historischen Belege für diesen Sport, in China, Mexiko und Japan, in der Zeit des Nationalsozialismus bis in die Gegenwart dargestellt werden. Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich. Dabei wurde untersucht, wann und wie Fußballvereine nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten mit jüdischen Sportlern und Vereinsfunktionären in Deutschland und Österreich umgingen bzw. welche Maßnahmen diese Vereine nach 1933 in Deutschland bzw. nach 1938 in Österreich setzten, um Aktive und Funktionäre aus den Vereinen zu drängen. Ebenso wurde der Fußball während des nationalsozialistischen Regimes für Propagandazwecke benutzt und erfüllte während des Zweiten Weltkrieges eine Eskapismusfunktion, die durch die Medien, vor allem von Zeitungen, unterstützt wurde. Der Fußballsport war für das nationalsozialistische Regime ein geeignetes Mittel, um die Bevölkerung zu Kriegszeiten von den Kriegsgeschehen abzulenken, was bis Kriegsende 1945 tatsächlich auch gelang.
Ebenso wurde die Funktion des Fußballstadions, das einerseits ein Erinnerungsort und andererseits ein Ort sozialer Inklusion und Exklusion ist, in der vorliegenden Arbeit untersucht. Mit dem „Mythos Cordoba“, dem letzten Sieg der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Deutschland bei einem Fußball-Großereignis, soll dargestellt werden, dass der Fußball eine identitätsstiftende Funktion besitzt und zur Bildung eines kollektiven Gedächtnisses beiträgt.