Abstract (deu)
Neuere Simulationsstudien (vgl. z.B. Kubinger, Steinfeld, Reif & Yanagida, 2012) bestätigen die Ergebnisse von Glas (1988) und weisen auf Verzerrungen in den Schätzungen der Itemparameter beim adaptiven Testen hin. In der vorliegenden Untersuchung werden die Itemparameterschätzungen bei adaptiver und konventioneller Testvorgabe empirisch verglichen. Die Intelligenztest-Batterie AID (Adaptives Intelligenz Diagnostikum, aktuelle Version 3.1, Kubinger & Holocher-Ertl, 2014) verfährt nach dem branched-testing Design, einer Strategie des adaptiven Testens. 295 oberösterreichische Schüler/innen zwischen 6;0 und 15;11 Jahren wurden mit Untertest 1 („Alltagswissen“) und Untertest 11 („Soziales Erfassen und Sachliches Reflektieren“) aus dem AID 3 konventionell getestet. Die daraus resultierenden Item- und Personenparameter der konventionellen Bedingung wurden den aus dem AID 3 bekannten Parametern in der branched-adaptiven Bedingung grafisch gegenübergestellt. Ihre Differenzen wurden je Bedingung tabelliert und in Differenzdiagrammen veranschaulicht. Die vorliegende Untersuchung ergab, dass die Verzerrungen im mittleren Schwierigkeits- und Fähigkeitsbereich vernachlässigbar waren. In den Extrembereichen zeigten sich jedoch deutliche Abweichungen je Testvorgabe. Die Itemparameter wurden im unteren Schwierigkeitsbereich in der branched-adaptiven Bedingung systematisch unter-, im oberen Bereich überschätzt. Analog dazu verhielt es sich mit den Schätzungen der Personenparameter. Für die psychologische Praxis relevant ist der hohe Rangkorrelationskoeffizient zwischen den Personenparametschätzungen. Die Rangreihung der Testpersonen nach ihren Fähigkeiten blieb vom Testdesign unbeeinflusst.