Abstract (deu)
Hintergrund: Die Intensivtherapie hinterlässt nicht nur im Leben ehemals kritisch kranker PatientInnen Spuren von Angst, Depressionen und Albträume, auch deren Angehörige sind gleichsam davon betroffen. Wenn sich die PatientInnen soweit von ihrem kritischen Zustand erholt haben, dass eine intensivmedizinische Betreuung nicht mehr notwendig ist, werden diese zur weiteren Betreuung auf eine Normalstation transferiert. Einerseits stellt der Transfer einen wichtigen Schritt Richtung Genesung dar, andererseits kann der Übergang auf die Normalstation und die Zeit danach aber mit den genannten negativen Gefühlen verbunden sein. Es bedarf also sowohl auf medizinischer als auch pflegerischer Seite erhöhter Aufmerksamkeit.
Ziel: Ziel dieser Forschungsarbeit war es eine Einsicht in die Situation ehemaliger, schwer kritisch kranker IntensivpatientInnen und deren Angehörigen zu bekommen, um die Auswirkung der Transferierung und die Zeit danach aus Sicht des/der Patienten/in und seines/seiner bzw. ihres/ihrer Angehörigen beschreiben zu können. Methodik: Die Datenerhebung erfolgte mittels qualitativen, leitfadengestützten Einzelinterviews, welche wortwörtlich transkribiert wurden. Die Datenauswertung erfolgte computergestützt mit Hilfe des Programms MAXQDA 11 in Anlehnung an das Verfahren der Grounded Theory von Strauss und Corbin.
Ergebnisse: Die Datenanalyse zeigte, dass die Transferierung und das Erleben auf der Normalstation sowohl bei den PatientInnen, als auch bei deren Angehörigen als Phasenverlauf dargestellt werden kann. Zu Beginn können sowohl PatientInnen als auch deren Angehörige trotz positiver Einstellung dem Transfer gegenüber, die Zeit unmittelbar danach aus unterschiedlichen Gründen als Bruch erleben, der zu Enttäuschung und Frustration führt. In der nächsten Phase versuchen die PatientInnen mit den erlebten Enttäuschungen umzugehen und mit den auf der Normalstation vorherrschenden Gegebenheiten zurechtzukommen, aber auch Hürden aktiv zu bewältigen und die abgegebene Kontrolle über sich wieder zu erlangen. Die Angehörigen versuchen die neue Umgebung für die PatientInnen erträglicher zu gestalten, indem sie aktiv am Genesungsprozess und am Ablauf dort teilnehmen. Die letzte Phase beendet den langen Prozess von der Aufnahme auf die Intensivstation bis hin zur Entlassung, die das Ziel mit der höchsten Priorität seitens der PatientInnen und Angehörigen darstellt. Den drei Hauptphasen vorgelagert ist eine Vorphase, die die Erlebnisse und Erfahrungen der Intensivstationszeit aus
PatientInnen- und Angehörigenperspektive beschreibt und ausschlaggebend dafür ist, welche Erwartungen Angehörige und PatientInnen an den Transfer und die Zeit danach stellen.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass PatientInnen und Angehörige sowohl im Zusammenhang mit dem Transfer, als auch in der Zeit danach mit verschiedenen Problemen zu kämpfen haben und dahingehend meist keine adäquate Unterstützung erhalten. Die Angehörigen versuchen die verschiedenen vorhandenen Lücken bestmöglich auszugleichen, indem sie - wenn notwendig - aktiv eingreifen und somit eine wichtige und tragende Rolle einnehmen.