Title (deu)
"Joseph und seine Brüder" als Kritik an Abgeschlossenheit
eine erzähltheoretische Untersuchung von Thomas Manns Roman
Parallel title (eng)
"Joseph and His Brothers" as criticism of narrative closedness
Author
Benedikt Roland
Advisor
Arno Dusini
Assessor
Arno Dusini
Abstract (deu)
Diese Arbeit geht der Frage nach, welche erzähltheoretischen Konsequenzen sich in dem offensichtlichen Verhältnis von Joseph und seine Brüder zur Bibel zeigen. Das Verhältnis ist als Nacherzählendes zu bestimmen, das die Bibel wiederholend Abgeschlossenheit im Roman ergibt. In diesem Zusammenhang meint Abgeschlossenheit einen inneren Zusammenhang des gesamten Texts: Am Anfang steht das Ende schon fest. In jedem Element des Texts stecken die weiteren. Es wird zur Entwicklung kommen. Wie Abgeschlossenheit sich im Text zeigt – denn sie ist nichts Hinzutretendes – soll besonders im zweiten Teil der Arbeit nachgegangen werden, der sich mit einzelnen Stellen des Romans auseinandersetzt. Der allgemeine erste Teil erübrigt sich dadurch nicht, denn in diesem wird der Roman als Gesamtheit eingebunden und durch die begriffliche Verhandlung von Abgeschlossenheit können die damit zusammenhängenden – und gleichzeitig die Abgeschlossenheit hervorrufenden – literarischen Verfahren des Romans betrachtet werden. Dadurch kann als zentrales literarisches Verfahren die innere Organisation der Erzählung herausgearbeitet werden. Auf der allgemeinen Ebene kann es durch den Vergleich zur Bibel zur Sichtbarmachung des Verfahrens kommen. Durch den das Verfahren verdoppelnden Vergleich kommt es zu Thematisierung und Problematisierung des Verfahrens, dessen ideologischer Charakter, der Sicherheit in Unsicherheit verspricht, aufgedeckt werden kann. Der Selbstthematisierung wird im ersten Abschnitt der Arbeit in drei Punkten nach gegangen: 1. Die Verschiedenheit zur Bibel und die Frage nach Hinzufügungen; 2. Wiederholung im Erzählen des Romans; 3. einem verbindenden Punkt, der zur Problematisierung von Abgeschlossenheit führt und schließlich einen Blick aus dem literarischen Bereich auf den damit verbundenen gesellschaftlichen wirft. Dabei ist zu betonen, dass die Trennung in Hinzufügung und Basis einzig ein Hilfsmittel ist. Erzählerisch und in ihrer Einordnung in die innere Organisation der Erzählung, ist kein Unterschied zwischen ihnen auszumachen. Gerade deshalb ist der zweite Teil der Arbeit zu betonen, denn einzig in der Aufmerksamkeit auf den Text selber können literaturwissenschaftliche Fragestellungen behandelt werden. Dies führt zu einer möglichst textimmanenten Betrachtung des Texts, die versucht Ausschnitte analysierend zu kommentieren, sodass durch und im Text das zuvor theoretisch Beschriebene erkannt werden kann. Das sollte sich an jeder Stelle zeigen lassen, deshalb wurde ein Beispiel gewählt. Die Beschäftigung mit dem Segen bietet sich dabei an, denn Abgeschlossenheit tritt nicht nur in ihm selbst verstärkt auf – schon alleine weil diese inhaltlich zentral ist – sondern der Segen ist auch in der Geschichte Jaakobs und seiner Kinder im Mittelpunkt und als solcher repräsentativ für den Roman. Hinzutritt, dass die Darstellung des Segens zwischen erstem und zweitem Band unterschiedlich ist. Für die Darstellung des Segens im ersten Band sind die Begebnisse am Jabbok zentral, die, im Vergleich zum restlichen Roman, als Lücke erscheinen: Es kommt zu keiner Hinzufügung zur biblischen Erzählung. Dem steht die Verleihung des Segens an Joseph im zweiten Band entgegen, die ausführlich geschildert wird und dadurch repräsentativ für das Erzählen des Romans steht. Aus dieser Spannung kann der abstrakt formulierte Weg zur Selbstthematisierung des Texts auch unmittelbar an diesem gezeigt werden. Als entscheidende Elemente des Texts, die zum abgeschlossenen Erzählen führen, sind auszumachen: das unterbrechende Sinnen, das an der Stelle, wo Verbindung am meisten eingefordert wird, diese nicht anführt – dies wiederholt sich in der Vorgabe des lebendigen Erzählens; Erzählen, das bewusst Chronologie überspringt und Bezüge herstellt; die in den Text eingeschriebenen Anspielungen an die nicht äußerliche Basis durch das Hervorheben von Lücke und Wiederholung; die Hervorhebung der Verknüpfung durch gegenwärtiges Erzählen; und selbstreferentielle Stellen.
Keywords (eng)
Joseph an His BrothersThomas MannNarratologyBibelGenesisBlessingJabbokMythRepetitionliterary adaptionliterary modernitynarrative closednessplot devicegerman studiesliterary sciencethelogyexegeticsold testamentnovelselfreflectionJakobJaakobJoseph
Keywords (deu)
Joseph und seine BrüderThomas MannNarratologieBibelGenesisSegenJabbokMythosWiederholungliterarische Bearbeitungliterarische ModerneSelbstthematisierungAbgeschlossenheitErzähltechnikGermanistikLiteraturwissenschaftTheologieBibelwissenschaftAltes TestamentRomanErzähltheorieSelbstreflexionJakobJaakobJoseph
Subject (deu)
Type (deu)
Extent (deu)
85 Seiten
Number of pages
89
Study plan
Masterstudium Deutsche Philologie
[UA]
[066]
[817]
Members (1)
Title (deu)
"Joseph und seine Brüder" als Kritik an Abgeschlossenheit
eine erzähltheoretische Untersuchung von Thomas Manns Roman
Parallel title (eng)
"Joseph and His Brothers" as criticism of narrative closedness
Author
Benedikt Roland
Abstract (deu)
Diese Arbeit geht der Frage nach, welche erzähltheoretischen Konsequenzen sich in dem offensichtlichen Verhältnis von Joseph und seine Brüder zur Bibel zeigen. Das Verhältnis ist als Nacherzählendes zu bestimmen, das die Bibel wiederholend Abgeschlossenheit im Roman ergibt. In diesem Zusammenhang meint Abgeschlossenheit einen inneren Zusammenhang des gesamten Texts: Am Anfang steht das Ende schon fest. In jedem Element des Texts stecken die weiteren. Es wird zur Entwicklung kommen. Wie Abgeschlossenheit sich im Text zeigt – denn sie ist nichts Hinzutretendes – soll besonders im zweiten Teil der Arbeit nachgegangen werden, der sich mit einzelnen Stellen des Romans auseinandersetzt. Der allgemeine erste Teil erübrigt sich dadurch nicht, denn in diesem wird der Roman als Gesamtheit eingebunden und durch die begriffliche Verhandlung von Abgeschlossenheit können die damit zusammenhängenden – und gleichzeitig die Abgeschlossenheit hervorrufenden – literarischen Verfahren des Romans betrachtet werden. Dadurch kann als zentrales literarisches Verfahren die innere Organisation der Erzählung herausgearbeitet werden. Auf der allgemeinen Ebene kann es durch den Vergleich zur Bibel zur Sichtbarmachung des Verfahrens kommen. Durch den das Verfahren verdoppelnden Vergleich kommt es zu Thematisierung und Problematisierung des Verfahrens, dessen ideologischer Charakter, der Sicherheit in Unsicherheit verspricht, aufgedeckt werden kann. Der Selbstthematisierung wird im ersten Abschnitt der Arbeit in drei Punkten nach gegangen: 1. Die Verschiedenheit zur Bibel und die Frage nach Hinzufügungen; 2. Wiederholung im Erzählen des Romans; 3. einem verbindenden Punkt, der zur Problematisierung von Abgeschlossenheit führt und schließlich einen Blick aus dem literarischen Bereich auf den damit verbundenen gesellschaftlichen wirft. Dabei ist zu betonen, dass die Trennung in Hinzufügung und Basis einzig ein Hilfsmittel ist. Erzählerisch und in ihrer Einordnung in die innere Organisation der Erzählung, ist kein Unterschied zwischen ihnen auszumachen. Gerade deshalb ist der zweite Teil der Arbeit zu betonen, denn einzig in der Aufmerksamkeit auf den Text selber können literaturwissenschaftliche Fragestellungen behandelt werden. Dies führt zu einer möglichst textimmanenten Betrachtung des Texts, die versucht Ausschnitte analysierend zu kommentieren, sodass durch und im Text das zuvor theoretisch Beschriebene erkannt werden kann. Das sollte sich an jeder Stelle zeigen lassen, deshalb wurde ein Beispiel gewählt. Die Beschäftigung mit dem Segen bietet sich dabei an, denn Abgeschlossenheit tritt nicht nur in ihm selbst verstärkt auf – schon alleine weil diese inhaltlich zentral ist – sondern der Segen ist auch in der Geschichte Jaakobs und seiner Kinder im Mittelpunkt und als solcher repräsentativ für den Roman. Hinzutritt, dass die Darstellung des Segens zwischen erstem und zweitem Band unterschiedlich ist. Für die Darstellung des Segens im ersten Band sind die Begebnisse am Jabbok zentral, die, im Vergleich zum restlichen Roman, als Lücke erscheinen: Es kommt zu keiner Hinzufügung zur biblischen Erzählung. Dem steht die Verleihung des Segens an Joseph im zweiten Band entgegen, die ausführlich geschildert wird und dadurch repräsentativ für das Erzählen des Romans steht. Aus dieser Spannung kann der abstrakt formulierte Weg zur Selbstthematisierung des Texts auch unmittelbar an diesem gezeigt werden. Als entscheidende Elemente des Texts, die zum abgeschlossenen Erzählen führen, sind auszumachen: das unterbrechende Sinnen, das an der Stelle, wo Verbindung am meisten eingefordert wird, diese nicht anführt – dies wiederholt sich in der Vorgabe des lebendigen Erzählens; Erzählen, das bewusst Chronologie überspringt und Bezüge herstellt; die in den Text eingeschriebenen Anspielungen an die nicht äußerliche Basis durch das Hervorheben von Lücke und Wiederholung; die Hervorhebung der Verknüpfung durch gegenwärtiges Erzählen; und selbstreferentielle Stellen.
Keywords (eng)
Joseph an His BrothersThomas MannNarratologyBibelGenesisBlessingJabbokMythRepetitionliterary adaptionliterary modernitynarrative closednessplot devicegerman studiesliterary sciencethelogyexegeticsold testamentnovelselfreflectionJakobJaakobJoseph
Keywords (deu)
Joseph und seine BrüderThomas MannNarratologieBibelGenesisSegenJabbokMythosWiederholungliterarische Bearbeitungliterarische ModerneSelbstthematisierungAbgeschlossenheitErzähltechnikGermanistikLiteraturwissenschaftTheologieBibelwissenschaftAltes TestamentRomanErzähltheorieSelbstreflexionJakobJaakobJoseph
Subject (deu)
Type (deu)
Number of pages
89