Abstract (deu)
Das entwickelte Konzept Emerging Adulthood von Arnett definiert eine Überbrückungszeit zwischen Adoleszenz und jungen Erwachsenenalter, bei denen sich junge Menschen nicht mehr als Jugendlicher fühlen, aber auch noch nicht den vollen Erwachsenenstatus erreicht haben (Arnett, 2000, 2004). Die Autonomieentwicklung hat für emerging adults eine bedeutenden Stellenwert für den Ablösungsprozess von den Eltern (Flammer & Alsaker, 2002). Während psychoanalytische Theorien auf eine radikale Ablösung von den Eltern setzen, gehen Individuationstheorien von einer veränderten Eltern-Kind-Beziehung aus, die durch Abgrenzung bei gleichzeitiger Verbundenheit charakterisiert ist (Youniss & Smollar, 1985).
Das Ziel der Arbeit ist es, unterschiedliche Individuationsaspekte bei jungen Menschen in der Entwicklungsphase Emerging Adulthood zu untersuchen.
Mit Hilfe eines Online-Fragebogens wurden 380 Personen zwischen 18 und 29 Jahren befragt. Es wurde der Individuation Test for Emerging Adulthood (ITEA, in deutscher Version, Komidar et al., 2013) mit den Individuationsaspekten Support Seeking, Connectedness, Intrusiveness, Self-Reliance und Fear of Disappointing Parent vorgegeben. Des Weiteren wurde mittels der Auckland Individualism and Collectivism Scale (AICS, wurde im Rahmen des Projekts im Österreichteil vom Englischen in das Deutsche übertragen, Shulruf et al., 2011) die Dimensionen Kollektivismus (Harmony, Advice) und Individualismus (Compete, Unique, Responsibility) erhoben.
Dabei wurde ersichtlich, dass in Bezug auf die Mutter emerging adults aus einer Kernfamilie über mehr Support Seeking und Fear of Disappointing Parent berichteten als emerging adults aus einer erweiterten Familie. Zudem gaben emerging adults aus einer Kernfamilie höhere Werte auf der Skala Support Seeking und Connectedness an und niedrigere Werte auf der Skala Intrusiveness als emerging adults aus einer Großfamilie. Außerdem zeigten Einzelkinder höhere Werte auf der Skala Intrusiveness auf als Geschwisterkinder. Des Weiteren zeigte sich, dass emerging adults mit einer hohen individualistischen Grundhaltung über mehr Self-Reliance und mit einer hohen kollektivistischen Orientierung über mehr Support Seeking, Connectedness und Fear of Disappointing Parent und weniger Self-Reliance berichteten.
Bezogen auf den Vater äußerten junge Erwachsene aus einer Familie mit einem alleinerziehenden Elternteil über signifikant weniger Support Seeking und über signifikant mehr Self-Reliance. Weiters zeigte sich, dass emerging adults mit einer hohen kollektivistischen Wertehaltung mehr Fear of Disappointing Parent und weniger Self-Reliance angaben.