Abstract (deu)
Bei dieser Studie wurden kognitive Effekte, die bei einer experimentellen Flankierreizaufgabe entstehen, untersucht. Dabei wurden die Reaktionszeiten und die Fehlerrate erhoben. Besonderes Interesse lag am Entstehungsprozess des Gratton-Effekts, da es hierbei widersprüchliche Theorien gibt. Der Gratton-Effekt (sequentielle Modulation des Kompatibilitätseffekts) ist kleiner nach einem vorauslaufenden inkompatiblen Durchgang verglichen mit einem vorauslaufend kompatiblen Durchgang. Der Konfliktregulationsansatz geht davon aus, dass ein kognitiver Konflikt die Kontrolle erhöht und die Fokussierung auf den Zielreiz lenkt. Der Merkmalsintegrationsansatz hingegen geht davon aus, dass kein Konflikt notwendig ist, um den Gratton-Effekt zu produzieren, sondern, dass eine Verbindung von Eigenschaften des Reizes mit den Eigenschaften der Reaktion im Gedächtnis gespeichert wird und durch Wiederauftreten einer Eigenschaft wird die gesamte Verbindung reaktiviert. Ein ebenfalls assoziativer Ansatz ist der Priming-Ansatz, der als Ursache für den Gratton-Effekt die Wiederholung von Reiz- und Reaktion annimmt und demzufolge die mehrfache Präsentation derselben Reize, Reaktionen und Distraktoren zu einer schnelleren Reaktionszeit führt. Bei beiden Ansätzen führt der Effekt von Wiederholungen (Priming) zu automatischen schnelleren Reaktionen. Die vorliegende Studie untersuchte dies mit einer Flankierreizaufgabe, die mit einem Hinweisreiz die Aufmerksamkeit manipulierte. Es ergaben sich ein Kompatibilitätseffekt mit schnelleren Reaktionszeiten bei kompatiblen Durchgängen und ein Cueing-Effekt mit schnelleren Reaktionszeiten bei validen als nicht-validen Durchgängen. Ebenfalls zeigte sich der Gratton-Effekt mit einem höheren Kompatibilitseffekt nach inkompatiblen Durchgängen als nach kompatiblen, jedoch nur bei Durchgängen mit Farbwiederholung, was für die Annahme eines Priming-Effekts spricht. Da aber eine Dimensonen-überlappende Interaktion gezeigt werden konnte mit der Interaktion der Validität und Kompatibilität, die für die Überschneidung von Konfliktquellen spricht, können die entstehenden Effekte nicht eindeutig interpretiert werden. Weitere Untersuchungen des Gratton-Effekts sind notwendig, vor allem in Bezug auf hybride Erklärungsansätze.