Abstract (deu)
Die Untersuchung der in dieser Arbeit dargelegten Zusammenhänge erfolgte in zwei Schritten. Zunächst wurde analysiert, wie Interaktionsqualität von elterlicher Seite (Sensitivität, Struktu-rierung, Nichtintrusivität) und kindlicher Seite (Responsivität) mit Bindungsqualität zusam-menhängt. Anschließend wurde eruiert, wie Bindungsqualität und/ oder Interaktionsqualität mit der pragmatischen Sprachkompetenz des Kindes in Verbindung stehen. Die Untersuchung fand im Rahmen zweier Projekte am Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit, Ent-wicklung und Förderung der Universität Wien statt. Dabei handelte es sich einerseits um das Projekt Parenting & Co-Parenting (TAPRO) und andererseits um das Projekt V des For-schungsvorhabens CENOF (Central European Network on Fatherhood). Dazu wurden 61 Familien mit jeweils 17-21 Monate alten Kleinkindern aus Wien und Niederösterreich unter-sucht. Die Bindungsqualität zu Mutter und Vater wurde mit dem Attachment Q-Sort (AQS; Waters, 1995) untersucht. Emotionale Verfügbarkeit wurde anhand von gefilmten fünfminü-tigen semi-strukturierten Spielsituationen mit den Emotional Availability Scales (2nd edition; Biringen et al., 2000) erhoben und die frühkindliche pragmatische Sprachkompetenz wurden mit dem Pragmatischen Profil nach Dohmen (2009) bei den Eltern erfragt. In der vorliegen-den Arbeit stellte sich heraus, dass bei Müttern eine gewisse Tendenz zu Anweisungen (nied-rige Nichtintrusivität) mit erhöhter Bindungsqualität einherging, während es bei den Vätern die Tendenz zu Angebot und Vorschlag (Strukturierung) war. Für die Schaffung einer guten Vertrauensbasis benötigten die Kinder der vorliegenden Stichprobe von ihren Müttern also möglicherweise eine proaktivere Beteiligung an Interaktionen, als von ihren Vätern. Die pragmatischen Sprachkompetenzen betreffend zeigte sich, dass fortgeschrittene Sprachkom-petenz besonders mit aktiver Kommunikation mit den Müttern (Responsivität) in Verbindung stand, bei Vätern hingegen mit dem Lassen von Freiräumen (erhöhte Nichtintrusivität). Kin-der verwendeten ihre neu erworbenen sprachlichen Fähigkeiten also bereitwillig, um ihren Müttern zu antworten, während sie bei den Vätern toleranten Freiraum innerhalb von Interak-tionen nutzten, um ihre neuen Kompetenzen auszuprobieren. Zusammenfassend scheint in der Beziehung zur Mutter eine gewisse Greifbarkeit und direkte Interaktion mit Aufforde-rungscharakter bei Entwicklung von Vertrauensbasis und Kommunikationsstrategien zu do-minieren, beim Vater hingegen eine gewisse Zurückhaltung und unaufdringliches Gestalten mit Angebotscharakter eines Interaktionsrahmens.