Abstract (deu)
Theoretischer Hintergrund: Die Fähigkeit, Emotionen in Gesichtern, in der Stimme und in Gesten zu erkennen, ist essentiell für soziale Interaktionen und Kommunikationen. Die Verarbeitung von Emotionen scheint bei depressiven Störungen eingeschränkt und verzerrt zu sein. Die Mehrheit der Studien untersucht Emotionserkennungsdefizite in Zusammenhang mit Depression anhand von Gesichtsausdrücken. In der vorliegenden Studie wird die Emotionserkennung anhand von prosodischen und musikalischen Signalen erfasst.
Methode: Insgesamt nahmen 35 depressive, 40 remittierte depressive und 54 gesunde Personen an der Studie teil, im Rahmen derer ein vokaler Emotionserkennungstest zu sieben Basisemotionen (Freude, Wut, Angst, Schmerz, Traurigkeit, Ekel, Überraschung, Neutralität), ein musikalischer Emotionserkennungstest mit fröhlichen, traurigen, furchteinflößenden und friedlichen Musikstücken und ein Aufmerksamkeitstest durchgeführt wurden.
Ergebnisse: Insgesamt unterscheiden sich depressive und remittierte depressive Personen weder in den beiden auditiven Emotionserkennungstests, noch im Aufmerksamkeitstest von den gesunden Kontrollpersonen. Die drei Gruppen erleben die einzelnen Emotionen durchwegs ähnlich intensiv und reagieren ähnlich schnell auf diese, wobei vom Durchschnitt aller Personen Traurigkeit und Freude am besten erkannt und am intensivsten erlebt werden.
Limitationen: Die untersuchte depressive Stichprobe weicht unter Umständen im Schweregrad von der Gesamtpopulation der depressiven Personen ab.
Fazit: Verglichen mit der bisherigen Forschung führt dieses kontroverse Ergebnis zu dem Schluss, dass eine depressive Störung nicht zwingend mit einer verzerrten Emotionserkennung einher geht bzw. Defizite auf den visuellen Bereich beschränkt sind. Womöglich sind prosodische emotionale Signale für Freude, Traurigkeit und Neutralität auch klarer und eindeutiger als emotionale Mimik. Daher wäre es für zukünftige Forschung interessant, subtilere prosodische Emotionen zu explorieren.