Abstract (deu)
Der Begriff “Historische Ökologie” bezeichnet einen Ansatz der Paläobiologie, welcher organische und anorganische Überreste der jüngeren Vergangenheit verwendet, um ökologische Veränderungen zu erkennen.
In dieser Studie wurden Schalen von Bivalven-Totgemeinschaften aus dem Gebiet der nördlichen Adria untersucht. Die Schalen stammen aus Sedimentproben von acht verschiedenen Gebieten der Nordadria, welche unterschiedlich stark vor menschlichem Einfluss geschützt sind. Die in den Sedimentproben enthaltenen Schalen wurden hinsichtlich ihrer Diversität, Häufigkeit der Arten und Artenzusammensetzung sowie auf Bohrlöcher räuberischer Gastropoden untersucht und verglichen. Zusätzlich wurden Sedimentanalysen, welche Korngrößen des Sediments, Schadstoff- und Nährstoffkonzentrationen sowie Sedimentationsraten umfassen, in die Studie miteinbezogen. Die Proben zeigten Unterschiede in der Artenzusammensetzung, Diversität, der Häufigkeit räuberischer Bohrspuren, der Nährstoff- und Schadstoffkonzentration und in der Sedimentkorngröße. Ingesamt wurden 29.296 Individuen gefunden.
Stationen wie Po, Po Boje und Panzano, welche in der Nähe von Mündungsgebieten größerer Flüsse liegen, zeigten eine hohe Ähnlichkeit bezüglich der Artenzusammensetzung sowie eine hohe Belastung durch Nährstoff- und Sedimenteintrag und Verschmutzung durch Schadstoffe. Zusätzlich wurde eine hohe Anzahl von Arten gefunden, welche charakteristisch für belastete Ökosysteme sind und somit als Bioindikatoren dienen.
Die beiden Stationen Venedig (2.244 Individuen, 52 Arten, Shannon-Wiener Index 2,86) und Brijuni (2.133 Individuen, 55 Arten, Shannon-Wiener Index 2,96) wiesen die höchste Bivalven-Diversität auf. Die beiden Stationen sind zwar ähnlich bezüglich des niedrigen Sediment- und Nährstoffeintrages, unterscheiden sich aber deutlich in Korngröße und vor allem in ihrem Schutzgrad. Die beiden Po-Stationen hingegen zeigten die niedrigsten Diversitäten (Po: 459 Individuen, 20 Arten, Shannon-Wiener Index 2,01; Po Boje: 784 Individuen, 24 Arten, Shannon-Wiener Index 1,90), welche wahrscheinlich auf die hohen Belastungen durch den Po, welche dieses Gebiet charakterisieren, zurückzuführen sind.
Bohrspuren, verursacht durch räuberische Gastropoden, wurden auf Korrelation mit Nährstoffkonzentration und Diversität an den jeweiligen Standorten untersucht, es wurde jedoch nicht an allen Stationen ein Zusammenhang gefunden.
Zusammenhänge von Raubdruck und Nährstoffkonzentration wurde nur bei den Stationen Panzano (hoher Nährstoffgehalt und maximale Bohrfrequenz von 36,0 %) und Venedig (Nährstoffgehalt und Bohrfrequenz mit 11,6 % gering) gefunden.
Bezüglich der Diversität waren die Po-Stationen die einzigen Stationen, die einen Zusammenhang von niedriger Diversität und niedrigem Raubdruck (Bohrfrequenz Station Po 0,5 %; Bohrfrequenz Station Po Boje 2,2 %) zeigten.
Diese Studie zeigt, dass die Diversität und Artenzusammensetzung von Bivalven-Todesgemeinschaften in der Nordadria zu einem großen Teil von den Umwelteinflüssen des jeweiligen Lebensraums abhängt. Diese Parameter können durch menschlichen Einfluss direkt oder indirekt geändert und beeinflusst werden.