Abstract (deu)
Ziel dieser Untersuchung war es Temperamentsentwicklung im Familienkontext zu betrachten und verschiedene familiäre Einflussfaktoren auf das Temperament des Säuglings im Alter von drei Monaten (t2) zu untersuchen. Dazu wurden die Daten des längsschnittlich angelegten Projektes „Familienentwicklung im Lebenslauf“ herangezogen. Von den ursprünglich 175 Familien nahmen an der zweiten Erhebungswelle 168 Mütter und 164 Kinder teil. Die relevanten Fragebogeninventare für den Zeitpunkt waren der Partnerschaftsfragebogen von Hahlweg (1979) und ein Temperamentsfragebogen in Anlehnung an Thomas und Chess (1977). Mittels Clusteranalyse konnten drei unterschiedliche Temperamentstypen gefunden werden: die Easy Babys, die 47 % ausmachen und sich durch positive Stimmung und hohe Rhythmizität auszeichnen. Die slow-to-warm-up-Babys, deren Anteil 44 % der Stichprobe beträgt und die durch moderate Reaktionen und ein gemäßigtes Temperament beschrieben werden können. Außerdem die Difficult Babys, mit einem Prozentsatz von 9 %, die als hoch irritierbar und unruhig charakterisiert werden können. Diese Temperamentcluster unterscheiden sich hoch signifikant voneinander und zeigen sich durch das Stillverhalten beeinflussbar.
Auch der Einfluss auf einzelne Temperamentsvariablen wurde untersucht. Hier zeigten sich vor allem Partnerschaftsvariablen relevant. So konnte ein negativer Zusammenhang zwischen Streitverhalten der Eltern und positiver Stimmung des Säuglings gefunden werden. Stillen zeigte ebenfalls einen Effekt auf Temperamentsvariablen, wie zum Beispiel eine verringerte Rhythmizität oder eine erhöhte Triebhaftigkeit. Sowohl Stillen als auch Partnerschaft sind Einflussfaktoren nach der Geburt, während Faktoren vor der Geburt kaum Einfluss auf Temperamentsvariablen zeigten.