Abstract (deu)
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit den Reiseunternehmungen männlicher Adeliger aus dem Heiligen Römischen Reich in der frühen Neuzeit. Zu ebendiesen zählten die Kavalierstour, eine Ausbildungsreise, ebenso wie Pilger- beziehungsweise Entdeckungsfahrten, die Reisende nach Jerusalem, aber auch in andere Länder des Ostens, wie Ägypten oder Syrien, brachten.
Die Reisebedingungen in der frühen Neuzeit waren alles andere als optimal. Insbesondere zu Lande musste man sich auf schlecht instandgehaltene, unsichere Wege einstellen, auch wenn es im Laufe der Jahrhunderte, insbesondere mit der Einführung des Postwesens und dem Bau von Chausseen, zur Verbesserung der Reisebedingungen und zu einer Verkürzung der durchschnittlichen Reisezeit kam. Auch in der Seefahrt kam es zu Innovationen, beispielsweise neuen Schiffstypen und Geräten, die Seereisen erleichterten. Allerdings drohten den Reisenden auch zur See diverse Gefahren, wie Übergriffe durch Piraten, Krankheiten oder Stürme auf hoher See.
Trotz dieser widrigen Bedingungen schickten Adelige ihre Söhne oft auf mehrjährige Reisen, um in der Fremde Sprachen, die Sitten fremder Höfe und standesgemäße Fertigkeiten wie Reiten, Fechten oder Tanzen zu studieren. Andere Adelige begaben sich sogar über das Mittelmeer, um in Jerusalem die Stätten, an denen Jesus Christus gewirkt hatte, zu sehen und die Kultur und Sitten der bereisten Länder kennenzulernen. In dieser Arbeit werden die Funktionen ebendieser Reisen beleuchtet. Zu diesen zählten neben dem Erhalt einer standesgemäßen Ausbildung und dem Sammeln von Welterfahrung auch der Wunsch, sich durch die Teilnahme an für Adelige übliche gesellschaftliche Praktiken, wie zum Beispiel Hofbesuche und die Teilnahme an Spielen auf Kavalierstouren, oder dem Besuch von Gnadenstätten und dem Erhalt des Ritterschlages am Heiligen Grab in Jerusalem, als Teil der Adelsgesellschaft auszuweisen.
Es werden auch zwei Quellen, einerseits eine Korrespondenz, die im Rahmen einer Kavalierstour im späten 17. Jahrhundert entstand, andererseits ein Reisebericht über eine Reise nach Konstantinopel, Ägypten, Palästina und Syrien aus dem späten 16. Jahrhundert, analysiert, um den Lesern einen Eindruck von Fernreisen in der frühen Neuzeit zu bieten.