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Title (deu)
Ex-post-facto-Evaluierung des Psychologischen Behandlungsprogramms für Gewalttäter und Gewalttäterinnen (PSYBEG) im österreichischen Strafvollzug
Author
Jacques Huberty
Advisor
Reinhold Jagsch
Assessor
Reinhold Jagsch
Abstract (deu)
Zielsetzung: Gegenwärtig stellt die Implementierung eines neu konzipierten, standardisierten psychologischen Behandlungsprogramms für Gewalttäter und Gewalttäterinnen (PSYBEG) ein Novum in der Geschichte der intramuralen Interventionsmaßnahmen im österreichischen Strafvollzug dar. Im Sinne einer evidenzbasierten Praxis zur Qualitätssicherung hatte die folgende Studie als Zielsetzung, das PSYBEG anhand eines anerkannten wissenschaftlichen und psychologischen Instrumentariums summativ zu evaluieren. Es sollten demnach wichtige Erkenntnisse über die Nutzenbestimmung dieses psychologischen Straftäterprogramms gewonnen werden. Methode: Im Rahmen eines Ex-post-facto-Designs wurden die Selbsteinschätzungen hinsichtlich emotionaler Intelligenz, Emotionsregulationsstrategien, Persönlichkeitseigenschaften und Aggressivitätsfaktoren von Gewalttäterinnen und -tätern, die das PSYBEG absolviert haben (nVG = 27), mit den Selbstbeurteilungen von gematchten Kontrollgruppen, bestehend aus untrainierten Gewalttäterinnen und -tätern (nKG1 = 24) sowie nicht straffällig gewordenen Personen (nKG2 = 28) verglichen. Die eingesetzten standardisierten psychometrischen Verfahren waren der Emotionale-Kompetenz-Fragebogen (EKF; Rindermann, 2009), das Emotionsregulations-Inventar (ERI; König, 2011), das Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R; Fahrenberg, Selg & Hampel, 2010) und der Fragebogen zur Erfassung von Aggressivitätsfaktoren (FAF; Hampel & Selg, 1975). Das quasi-experimentelle varianzanalytische Studiendesign sah für die Auswertung der Dimensionen der emotionalen Intelligenz und Emotionsregulation einen Gruppenfaktor (VG, KG 1 und KG 2) vor und für die Analyse der Persönlichkeits- und Aggressivitätsfaktoren jeweils einen Gruppen- und einen Alters- (< 27 resp. ≥ 27 Jahre) bzw. Strafmaßfaktor (≤ 5 resp. > 5 Jahre). Außerdem wurde das PSYBEG von der VG mittels Evaluationsbogen bewertet. Ergebnisse: Das PSYBEG wurde von den 27 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern der VG durchschnittlich als sehr hilfreich eingestuft. Vorrangig erhielten die Trainerinnen und Trainer, die inhaltliche und praxisbezogene Umsetzung und die verwendeten Übungsmaterialien der Interventionsmaßnahme sehr gute Bewertungen. Es konnten keine Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen (VG, KG 1 und KG 2) hinsichtlich der emotionalen Intelligenz und den Emotionsregulationsstrategien gefunden werden. Obwohl sich die beiden Insassenstichproben durch eine negativere Lebenszufriedenheit im Vergleich zur KG 2 auszeichneten, wiesen die PSYBEG-Absolventinnen und -absolventen und die KG 2 höhere Werte auf der Leistungsorientierungsskala als die Insassenkontrollgruppe auf. Zudem machen sich jene Gewaltstraftäterinnen und -täter, die das Training nicht absolviert haben, mehr Sorgen über ihre Gesundheit, und generell konnte festgestellt werden, dass sich Insassinnen und Insassen mit einem kürzeren Strafmaß als impulsiver beschrieben. Hinsichtlich der Aggressivitätsfaktoren zeigte die VG bei den Skalen der allgemeinen Aggressivität (i.e. Summe aus den Skalen Erregbarkeit, Spontane und Reaktive Aggressionen), der Spontanen Aggressionen, der Erregbarkeit und der Selbstaggression niedrigere Werte im direkten Vergleich zur Insassenkontrollgruppe. Diese Resultate spiegeln die Interventionsziele des PSYBEG sehr gut wider. Von besonderer Bedeutung sind aber überdies die identifizierten Alters- und Strafmaßeffekte. Grundsätzlich gilt in diesem Zusammenhang, dass sich jüngere Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer (< 27 Jahre) sowie Straftäterinnen und Straftäter mit einem kurzen Strafmaß (≤ 5 Jahre) als aggressiver einschätzten. Conclusio: In Anbetracht der geringen Stichprobengrößen und der lediglich auf eine Post-Testung mit Selbstbeschreibungsverfahren limitierten Ergebnislage hat das PSYBEG durchaus Potential, sich als wirksames Anti-Gewalt-Training im österreichischen Strafvollzug zu etablieren, bei dem die Empfehlung ausgesprochen werden kann, es ins Standardrepertoire der Vollzugspsychologinnen und -psychologen zur Behandlung von Gewalttäterinnen und -tätern aufzunehmen, unter der Voraussetzung, dass die Berücksichtigung und Umsetzung der Prinzipien moderner Straftäterrehabilitationsmodelle noch stringenter verfolgt werden.
Keywords (deu)
StrafvollzugEvaluationGewaltstraftäterAnti-Gewalt-TrainingAnti-Aggressivitäts-TrainingResozialisierungRehabilitationGewaltAggressionAggressivitätEmotionale IntelligenzEmotionale KompetenzEmotionsregulationKriminologie
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1323984
rdau:P60550 (deu)
XVI, 497 Seiten : Illustrationen, Diagramme
Number of pages
515
Association (deu)
Members (1)
Title (deu)
Ex-post-facto-Evaluierung des Psychologischen Behandlungsprogramms für Gewalttäter und Gewalttäterinnen (PSYBEG) im österreichischen Strafvollzug
Author
Jacques Huberty
Abstract (deu)
Zielsetzung: Gegenwärtig stellt die Implementierung eines neu konzipierten, standardisierten psychologischen Behandlungsprogramms für Gewalttäter und Gewalttäterinnen (PSYBEG) ein Novum in der Geschichte der intramuralen Interventionsmaßnahmen im österreichischen Strafvollzug dar. Im Sinne einer evidenzbasierten Praxis zur Qualitätssicherung hatte die folgende Studie als Zielsetzung, das PSYBEG anhand eines anerkannten wissenschaftlichen und psychologischen Instrumentariums summativ zu evaluieren. Es sollten demnach wichtige Erkenntnisse über die Nutzenbestimmung dieses psychologischen Straftäterprogramms gewonnen werden. Methode: Im Rahmen eines Ex-post-facto-Designs wurden die Selbsteinschätzungen hinsichtlich emotionaler Intelligenz, Emotionsregulationsstrategien, Persönlichkeitseigenschaften und Aggressivitätsfaktoren von Gewalttäterinnen und -tätern, die das PSYBEG absolviert haben (nVG = 27), mit den Selbstbeurteilungen von gematchten Kontrollgruppen, bestehend aus untrainierten Gewalttäterinnen und -tätern (nKG1 = 24) sowie nicht straffällig gewordenen Personen (nKG2 = 28) verglichen. Die eingesetzten standardisierten psychometrischen Verfahren waren der Emotionale-Kompetenz-Fragebogen (EKF; Rindermann, 2009), das Emotionsregulations-Inventar (ERI; König, 2011), das Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R; Fahrenberg, Selg & Hampel, 2010) und der Fragebogen zur Erfassung von Aggressivitätsfaktoren (FAF; Hampel & Selg, 1975). Das quasi-experimentelle varianzanalytische Studiendesign sah für die Auswertung der Dimensionen der emotionalen Intelligenz und Emotionsregulation einen Gruppenfaktor (VG, KG 1 und KG 2) vor und für die Analyse der Persönlichkeits- und Aggressivitätsfaktoren jeweils einen Gruppen- und einen Alters- (< 27 resp. ≥ 27 Jahre) bzw. Strafmaßfaktor (≤ 5 resp. > 5 Jahre). Außerdem wurde das PSYBEG von der VG mittels Evaluationsbogen bewertet. Ergebnisse: Das PSYBEG wurde von den 27 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern der VG durchschnittlich als sehr hilfreich eingestuft. Vorrangig erhielten die Trainerinnen und Trainer, die inhaltliche und praxisbezogene Umsetzung und die verwendeten Übungsmaterialien der Interventionsmaßnahme sehr gute Bewertungen. Es konnten keine Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen (VG, KG 1 und KG 2) hinsichtlich der emotionalen Intelligenz und den Emotionsregulationsstrategien gefunden werden. Obwohl sich die beiden Insassenstichproben durch eine negativere Lebenszufriedenheit im Vergleich zur KG 2 auszeichneten, wiesen die PSYBEG-Absolventinnen und -absolventen und die KG 2 höhere Werte auf der Leistungsorientierungsskala als die Insassenkontrollgruppe auf. Zudem machen sich jene Gewaltstraftäterinnen und -täter, die das Training nicht absolviert haben, mehr Sorgen über ihre Gesundheit, und generell konnte festgestellt werden, dass sich Insassinnen und Insassen mit einem kürzeren Strafmaß als impulsiver beschrieben. Hinsichtlich der Aggressivitätsfaktoren zeigte die VG bei den Skalen der allgemeinen Aggressivität (i.e. Summe aus den Skalen Erregbarkeit, Spontane und Reaktive Aggressionen), der Spontanen Aggressionen, der Erregbarkeit und der Selbstaggression niedrigere Werte im direkten Vergleich zur Insassenkontrollgruppe. Diese Resultate spiegeln die Interventionsziele des PSYBEG sehr gut wider. Von besonderer Bedeutung sind aber überdies die identifizierten Alters- und Strafmaßeffekte. Grundsätzlich gilt in diesem Zusammenhang, dass sich jüngere Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer (< 27 Jahre) sowie Straftäterinnen und Straftäter mit einem kurzen Strafmaß (≤ 5 Jahre) als aggressiver einschätzten. Conclusio: In Anbetracht der geringen Stichprobengrößen und der lediglich auf eine Post-Testung mit Selbstbeschreibungsverfahren limitierten Ergebnislage hat das PSYBEG durchaus Potential, sich als wirksames Anti-Gewalt-Training im österreichischen Strafvollzug zu etablieren, bei dem die Empfehlung ausgesprochen werden kann, es ins Standardrepertoire der Vollzugspsychologinnen und -psychologen zur Behandlung von Gewalttäterinnen und -tätern aufzunehmen, unter der Voraussetzung, dass die Berücksichtigung und Umsetzung der Prinzipien moderner Straftäterrehabilitationsmodelle noch stringenter verfolgt werden.
Keywords (deu)
StrafvollzugEvaluationGewaltstraftäterAnti-Gewalt-TrainingAnti-Aggressivitäts-TrainingResozialisierungRehabilitationGewaltAggressionAggressivitätEmotionale IntelligenzEmotionale KompetenzEmotionsregulationKriminologie
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1323985
Number of pages
515
Association (deu)