Abstract (deu)
Im Jahr 2002 bezifferte die Europäische Kommission die Kosten für arbeitsbezogenen Stress in der EU-15 auf 20 Milliarden Euro pro Jahr und bezeichnet Stress, Angst und Depressionen als das größte Gesundheitsproblem am Arbeitsplatz (Hassard et al., 2014). Stress macht jedoch nicht am Arbeitsplatz halt, sondern entsteht als Reaktion auf verschiedenste Stimuli (Herman, 2012). Stress hat massive Auswirkungen auf die Gesundheit, wenn er nicht bewältigt werden kann (Roddenberry & Renk, 2010) – im schlimmsten Fall mit tödlichem Ausgang wie bei Schlaganfällen, Krebserkrankungen oder Herzinfarkten (Cohen, Janicki-Deverts, & Miller, 2007). So stellt sich die Frage für jede/n Einzelne/n, wie sie/er mit Herausforderungen oder Bedrohungen im eigenen Alltag umgeht, um gesund zu bleiben und aktiv, glücklich und sorgenfrei zu leben. Zu diesem Zwecke werden seit Jahrtausenden Entspannungstechniken und Meditationsformen praktiziert (Jayasinghe, 2004), die aufgrund ihrer vielfältigen positiven Wirkungen auf Körper und Geist – in traditioneller wie adaptierter Form – Einzug in den westlichen Kulturkreis gehalten haben (Sedlmeier et al., 2012). In Hinblick auf die Verminderung des Stresserlebens haben sie sich als so wirksam erwiesen (Goyal, et al., 2014), dass Interventionstechniken, wie zum Beispiel die mindfulness-basierte Stress-Reduktion (Kabat-Zinn, 2003), eigens für den Einsatz bei Stress entwickelt wurden. Linda Roethlisberger hat mit ihrem TRILOGOS-Lehrgang (2012, 2013a, 2013b) ein autodidaktisches Trainingsprogramm für Persönlichkeits- und Bewusstseinsbildung entwickelt, das in seiner Methodik Ähnlichkeiten zu Meditationen und Entspannungstechniken aufweist. Sein Ziel ist die Erlangung von Ausgeglichenheit und innerer Balance, während sich die Fähigkeiten der/s Anwender/in zur Bewältigung alltäglicher Herausforderungen ausbauen und verbessern sollen. Auf Linda Roethlisberger’s Wunsch hin wurde eine Diplomand/innengruppe der Universität Wien damit betraut, dies empirisch abzusichern, wobei eine Einschränkung hinsichtlich der Untersuchung des Lehrganges auf die erste von drei Stufen vorgenommen wurde. Die vorliegende Diplomarbeit postuliert aufgrund der methodischen Ähnlichkeit zu Meditationen und Entspannungsverfahren, dass die Absolvierung der Stufe 1 des TRILOGOS-Lehrganges (Roethlisberger, 2012) zu einem reduzierten Stresserleben führt, dass sich der Gebrauch von hilfreichen (adaptiven) Strategien zur Stressbewältigung erhöht bzw. der Gebrauch nicht hilfreicher (maladaptiver) Coping-Strategien verringert und sich darüber hinaus ein vermindertes Ausmaß an Stresssymptomen zeigt. Da die Persönlichkeit einer Person im Rahmen der Stressbewältigung eine große Rolle spielt (Lazarus & Folkman, 1987) wurde außerdem das Konzept der Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen untersucht, das die Wahrnehmung der eigenen Kontrolle über das eigene Leben und die Abhängigkeit von externen Faktoren wie anderen Personen oder höherer Mächte sowie die Erwartung der Handlungsfähigkeit enthält. Aufgrund der engen Zusammenhänge von internaler Kontrolle und erfolgreicher Stressbewältigung bzw. externaler Kontrolle und nicht-erfolgreicher Stressbewältigung (Leontopoulou, 2006; Hay & Diehl, 2010; Roddenberry & Renk, 2010) sowie der von Linda Roethlisberger (2012) postulierten Verbesserungen von Kompetenzen zur Bewältigung des alltäglichen Lebens wurde vom Autor der vorliegenden Diplomarbeit postuliert, dass sich auch die Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen der Teilnehmer/innen durch die Absolvierung der ersten Stufe des TRILOGOS-Lehrganges (Roethlisberger, 2012) verbessern würden. Um qualitative Informationen über den Lehrgang erheben zu können, wurde den Teilnehmer/innen ein Fragebogen mit offenen Fragen zusätzlich zu dem Fragebogen zu Stress und Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen zur Post-Testphase vorgegeben. Im Rahmen eines quasi-experimentellen Prä-Post-Versuchsdesigns wurden insgesamt 90 Personen mittels künstlich erfolgten „Paar-matchings“ zu Versuchs- und Kontrollgruppe zugeteilt. Die statistische Auswertung erfolgte mittels univariater Varianzanalysen, die Mehrgruppenvergleiche wurden mittels post-hoc-Tests durchgeführt. Von den 45 Personen aus der Versuchsgruppe beendeten acht den Lehrgang, 13 schafften es innerhalb des ca. neunmonatigen Lehrgangszeitraumes nicht, den Lehrgang zu beenden, während 24 Personen den Lehrgang abbrachen. Bei denjenigen Teilnehmer/innen, die den Lehrgang beendeten, zeigten sich eine günstige Veränderungen in allen untersuchten Variablen. Allerdings konnten aufgrund der geringen Stichprobengröße trotz überwiegend mittlerer bis großer Effekte kein signifikanter Nachweis für diese Ergebnisse erbracht werden, weshalb sie nicht nachweislich auf die Teilnahme am Lehrgang zurückführbar sind. Ein signifikantes Ergebnis zeigte sich jedoch hinsichtlich des Selbstkonzepts der eigenen Fähigkeiten. Dieses verbesserte sich in mittelstarkem bis starkem Ausmaß durch die Absolvierung des Lehrganges, während bei der Kontrollgruppe keine nennenswerte Veränderung zu beobachten war. Über die qualitative Auswertung wurde deutlich, dass die Lehrgangsübungen von den Teilnehmer/innen als sehr positiv empfunden wurden, dass jedoch der Umfang des Lehrganges zu groß sei. Dies wurde von der hohen Abbrecherquote gestützt, so dass der Autorin Linda Roethlisberger empfohlen wird, den Lehrgang in kleinere Elemente aufzuspalten, die Einheiten kürzer zu gestalten und den zeitlichen Umfang der Audioübungen zu reduzieren.