Title (deu)
Der Begriff Muttersprache
eine kritische Analyse anhand literarischer Sprachbiografien
Author
Jennifer Corazza
Advisor
Brigitta Busch
Assessor
Brigitta Busch
Abstract (deu)
Anhand der Analysen von drei literarischen Texten einer mehrsprachigen Autorin und zweier mehrsprachiger Autoren wurde die Forschungsfrage bearbeitet, ob und nach welchen Kriterien mehrsprachige Verfasserinnen und Verfasser sich entscheiden, eine Sprache als ihre Muttersprache zu bezeichnen. Im Zuge der Bearbeitung dieser Frage wurden Eigenschaften herausgelesen, die mit dem Begriff Muttersprache in Verbindung gesetzt werden und im Sprachrepertoire einen Niederschlag finden können. Im Verlauf der Arbeit wurden die vielseitigen Bedeutungen des Begriffs Muttersprache untersucht und die verbreitete Annahme, dass die Muttersprache schicksalhaft vorbestimmt sei, hinterfragt. Anhand von Methoden der Sprachbiografieforschung wurden ausgewählte literarische Texte von Maja Haderlap, Aharon Appelfeld und Elias Canetti analysiert, um der Frage nachzugehen, auf welche Weise sich Vertrautheit zu einer Sprache entwickelt. Anders als in zum Teil nationalistisch geprägten sprachwissenschaftlichen Theorien propagiert, wird in der vorliegenden Arbeit gezeigt, dass die Wahl der Muttersprache eine oft nicht bewusst getroffene individuelle Entscheidung ist, die sich aufgrund positiver Momente des Spracherlebens entwickelt, die sich aber auch im Laufe eines Lebens ändern kann. Als ausschlaggebende Kriterien wurden positive Assoziationen, die eine Sprecherin oder ein Sprecher mit einer Sprache verbindet, und Beziehungen zu Personen des Vertrauens, die ebenfalls mit jener Sprache in Verbindung gebracht werden, herausgearbeitet. Weitere Schlussfolgerungen dieser Arbeit sind, dass es sinnvoll erscheint, zu einem heteroglossischen Konzept von Sprache zu tendieren, in dem Sprachen keine voneinander abgrenzbaren Einheiten darstellen, und sich an dem vorgeschlagenen Konzept des Repertoires der Vertrautheit zu orientieren. Dies bietet die Möglichkeit sich vom ideologisch behafteten Begriff der Muttersprache zu lösen, was angesichts von Erkenntnissen in der zeitgenössischen Linguistik durchaus angebracht ist.
Keywords (deu)
MutterspracheSprachbiografieMaja HaderlapAharon AppelfeldElias CanettiSprachideologienRepertoire des VertrauensSpracherlebenSprachrepertoire
Subject (deu)
Type (deu)
Extent (deu)
103 Seiten
Number of pages
104
Study plan
Masterstudium Angewandte Linguistik
[UA]
[066]
[899]
Members (1)
Title (deu)
Der Begriff Muttersprache
eine kritische Analyse anhand literarischer Sprachbiografien
Author
Jennifer Corazza
Abstract (deu)
Anhand der Analysen von drei literarischen Texten einer mehrsprachigen Autorin und zweier mehrsprachiger Autoren wurde die Forschungsfrage bearbeitet, ob und nach welchen Kriterien mehrsprachige Verfasserinnen und Verfasser sich entscheiden, eine Sprache als ihre Muttersprache zu bezeichnen. Im Zuge der Bearbeitung dieser Frage wurden Eigenschaften herausgelesen, die mit dem Begriff Muttersprache in Verbindung gesetzt werden und im Sprachrepertoire einen Niederschlag finden können. Im Verlauf der Arbeit wurden die vielseitigen Bedeutungen des Begriffs Muttersprache untersucht und die verbreitete Annahme, dass die Muttersprache schicksalhaft vorbestimmt sei, hinterfragt. Anhand von Methoden der Sprachbiografieforschung wurden ausgewählte literarische Texte von Maja Haderlap, Aharon Appelfeld und Elias Canetti analysiert, um der Frage nachzugehen, auf welche Weise sich Vertrautheit zu einer Sprache entwickelt. Anders als in zum Teil nationalistisch geprägten sprachwissenschaftlichen Theorien propagiert, wird in der vorliegenden Arbeit gezeigt, dass die Wahl der Muttersprache eine oft nicht bewusst getroffene individuelle Entscheidung ist, die sich aufgrund positiver Momente des Spracherlebens entwickelt, die sich aber auch im Laufe eines Lebens ändern kann. Als ausschlaggebende Kriterien wurden positive Assoziationen, die eine Sprecherin oder ein Sprecher mit einer Sprache verbindet, und Beziehungen zu Personen des Vertrauens, die ebenfalls mit jener Sprache in Verbindung gebracht werden, herausgearbeitet. Weitere Schlussfolgerungen dieser Arbeit sind, dass es sinnvoll erscheint, zu einem heteroglossischen Konzept von Sprache zu tendieren, in dem Sprachen keine voneinander abgrenzbaren Einheiten darstellen, und sich an dem vorgeschlagenen Konzept des Repertoires der Vertrautheit zu orientieren. Dies bietet die Möglichkeit sich vom ideologisch behafteten Begriff der Muttersprache zu lösen, was angesichts von Erkenntnissen in der zeitgenössischen Linguistik durchaus angebracht ist.
Keywords (deu)
MutterspracheSprachbiografieMaja HaderlapAharon AppelfeldElias CanettiSprachideologienRepertoire des VertrauensSpracherlebenSprachrepertoire
Subject (deu)
Type (deu)
Number of pages
104