Abstract (deu)
Árpád Károlyi war einer jener ungarischen Universitätsstudenten, die die Methoden der modernen Geschichtsforschung mit Empfehlung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und finanzieller Unterstützung des ungarischen Kultusministeriums in ausländischen Ausbildungsstätten studieren konnte. 1875 inskribierte er sich für den 11. Kurs am Institut für Österreichische Geschichtsforschung in Wien. Um die Bedingungen für das Stipendium zu erfüllen, fertigte er nach Richtlinien der akademischen Historiker Abschriften von in Wiener Archiven verwahrten Akten an. Eine Kontaktperson zu der Akademie war ein bedeutender Historiker der Zeit, bekannt auch von seiner wissenschaftspolitischen und organisatorischen Tätigkeit. 1875-1899 führten die beiden Historiker regelmässige Korrespondenzen miteinander.
Die vorliegende Arbeit enthält eine Edition der aus der Wiener Studienzeit stammenden Briefe Árpád Károlyis (1875-1877). Die Briefe ermöglichen eine detaillierte Einsicht in Árpád Károlyis Leben. Dank der vertrauten Beziehung zu Szilágyi redet er freigiebig über die Institutslehrer, die Wiener Archivare und auch die Schwierigkeiten des alltäglichen Lebens. Er erzählt von seiner Einsamkeit und Besorgnissen um seine Zukunft. Die Briefe liefern zahlreiche Informationen zu Fragen der Wissenschafts-, und Behördengeschichte.
Der Frühling 1877 brachte wesentliche Eregnisse, als eine Stelle im Haus-, Hof- und Staatsarchiv frei wurde. Die Stelle wurde Károlyi offeriert, dieser aber zögerte. Mittlerweile entstanden rund um die freie Stelle wissenschaftspolitische Auseinanderseztungen zwischen ungarischer Historikern und den österreichischen Beamten. Károlyi spürte zwar den Konflikt sehr stark, wahrte aber die gebührende Distanz. In der belastenden Situation entschloss er sich schließlich, das Angebot anzunehmen. Damit wurde er zum Bindeglied zwischen den Wissenschaftseliten der beiden Hälften der Monarchie.