Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit dient der Untersuchung der zunehmenden Einflüsse, die
Finanzstrukturen weltweit auf das tägliche Leben einer wachsenden Zahl an Menschen
haben. Der Hauptfokus liegt hierbei auf westlichen Demokratien, in denen der
technische Fortschritt im Bereich der Computer- und Kommunikationstechnologie das
Wesen, die Wirkung und die Reichweite von Finanzprodukten grundlegend geändert
hat. Unter dem Begriff Economic Warfare analysiere ich, auf welche Art und Weise die
Kombination eines wachstumsorientierten wirtschaftlichen Systems und die
Propagierung von Profit als eines der herausragenden Lebensziele zu einer
Neudefinierung des Menschen im finanziellem Kontext führt. Was diesen Financial
Citizen ausmacht und in welchen Kontexten er entsteht, werde ich in der vorliegenden
Arbeit untersuchen. Nach der Analyse der Termini financialization, financial inclusion
und financial literacy, verwende ich Maurizio Lazzaratos Konzept des indebted man,
um die Kreditgeber-Schuldner-Beziehung zu untersuchen, und mich dadurch dem
Financial Citizen konzeptionell und theoretisch anzunähern. Meine Analyse von Caitlin
Zalooms und Stefan Leins Arbeit über Händler und Analysten, die in der Finanzbranche
arbeiten, gibt Einblicke in das Arbeitsumfeld und das Selbstverständnis von Individuen,
die stark von der wachsenden Finanzindustrie profitieren. Im letzten Teil meiner Arbeit
untersuche ich die Arbeit von Nikolas Rose zu Biological Citizenship, die ich als
theoretische Grundlage benutze, um mein Konzept des Financial Citizen zu entwickeln.
Meine Auseinandersetzung mit Foucaults Standardwerk zu Disziplinierung und
Bestrafung und Wacquants Publikationen zum strafenden Wohlfahrtsstaat
vervollständigt diese Arbeit, indem sie die negativen Effekte von wachsenden
finanziellen Möglichkeiten für Individuen beleuchtet.