Abstract (deu)
Noch nie war es Menschen einfacher, sich unabhängig von geographischen oder zeitlichen Gegebenheiten zu vernetzen, Informationen zu erhalten und auszutauschen, Freundschaften zu knüpfen und Bekanntschaften aufrecht zu erhalten. Mediatisierung und Globalisierung nehmen starken Einfluss auf die zwischenmenschliche Kommunikation: Auf der einen Seite steht die weiter fortschreitende globale Vernetzung, auf der anderen Seite ist beobachtbar, dass sich Menschen nach wie vor an lokalen Bezugspunkten orientieren.
Ziel dieser empirisch angelegten Forschungsarbeit „Lokal verankert, global vernetzt? Eine qualitative Studie zur Selbstdarstellung junger Erwachsener anhand geopolitischer Bezugspunkte in sozialen Netzwerken“ ist es aufzuzeigen, welche Bedeutung regionale und lokale Identität in einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt hat, wie sie konstruiert und aktualisiert wird. Diese Thematik wird anhand acht qualitativer Interviews mit jungen EinwohnerInnen der autonomen italienischen Provinz Südtirol / Alto Adige erörtert. Der Fokus der Studie liegt dabei auf der Identitätskonstruktion im sozialen Netzwerk Facebook. Außerdem wird untersucht, inwiefern sich geopolitische Identitätskonstruktion bei jungen NutzerInnen im Ausland von jenen, im Herkunftsort wohnhaften Facebook-NutzerInnen unterscheidet.
Die qualitative Inhaltsanalyse zeigt, dass geopolitische Bezugspunkte nach wie vor eine wichtige Rolle bei der Selbstdarstellung in sozialen Online-Netzwerken einnehmen, wenn auch ein großer Teil der Teilnehmenden Begriffe wie Identität, Zugehörigkeit oder Heimat kritisch kommentieren. Der Vernetzung in Online-Netzwerken geht zumeist die Vernetzung im realen Leben voraus. Daher zeigen im Ausland studierende SüdtirolerInnen eine breitere internationale Vernetzung als ihre Kollegen im Inland. Als wichtigster Indikator für den Ausdruck regionaler und lokaler Zugehörigkeit wird der Gebrauch des Südtiroler Dialektes festgestellt. Außerdem zeigen die ProbandInnen zwar Interesse für international relevante Themen, doch werden diese vielfach bis zur Einbettung in lokal und regional orientierte Interessensgruppen heruntergebrochen