Abstract (deu)
Die erfolgreiche Regulation negativer Emotionen hängt im Kleinkindalter noch stark von der Unterstützung der Eltern ab. Fühlen sich Eltern durch die Erziehungssituation überfordert, sind sie möglicherweise nicht mehr in der Lage, dem Kind den nötigen Rückhalt zu geben. Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag zum Verständnis der Rolle väterlicher Belastung in der Entwicklung der kindlichen Frustrationstoleranz leisten. Der Zusammenhang wurde unter Einbeziehung des konkreten Verhaltens des Vaters bei Frustration des Kindes untersucht. Dazu wurde einer Stichprobe von 79 Kleinkindern, im Alter von 12 bis 30 Monaten und deren Vätern eine Frustrationsaufgabe vorgegeben, in der die Emotionen des Kindes und das Verhalten des Vaters erfasst wurden. Belastungsangaben wurden mit dem Eltern-Belastungs-Inventar von Tröster (2011) erhoben. Die Analyse ergab einen Zusammenhang zu mehr ermutigenden, modellierenden und umbewertenden Verhaltensweisen, sowie zu gemäßigten explorierenden Verhaltensmustern bei höherer Belastung. Bei Mädchen ergriffen belastete Väter häufiger die Initiative als bei Buben. In Zusammenhang mit der Frustration zeigten sich für väterliches Verhalten nur unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Geschlechtseinflüssen signifikante Ergebnisse. Ablenkung wurde häufiger bei mehr Frustration von Buben und bei weniger Frustration von Mädchen angewandt. Eine Vorbildfunktion nahmen Väter häufiger bei steigender Frustration für Mädchen und bei sinkender Frustration für Buben ein. Die Analyseergebnisse deuten auf eine Verminderung geschlechtstypischen Verhaltens bei höherer Frustration hin. Während über das Verhalten nur in Bezug auf modellierendes Verhalten schwache Hinweise auf Zusammenhänge zwischen väterlicher Belastung und kindlicher Frustration gefunden wurden, konnte ein direkter Zusammenhang bei Konstanthaltung von Geschlechtseinflüssen nachgewiesen werden. Für Vater-Kind-Beziehungen, die nicht durch extreme Belastungen oder schwieriges kindliches Temperament gekennzeichnet sind, wird daher angenommen, dass zwar ein Zusammenhang besteht, dieser sich aber kaum im väterlichen Verhalten widerspiegelt. Für weiterführende Forschung wird die Analyse anderer Faktoren und die Durchführung von Längsschnittstudien empfohlen.