Abstract (deu)
Josef Tautenhayn der Ältere (1837-1911) war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Bildhauer und Medailleur in Wien tätig. Der von Kaiser Franz Josef I. zum k.k. Kammermedailleur ernannte Künstler fertigte zahlreiche Medaillen im Allerhöchsten Auftrag und gilt gemeinsam mit Anton Scharff als Hauptvertreter des Aufblühens der Wiener Medaille in der franzisko-josephinischen Ära. Seine Ausbildung begann Tautenhayn an der Akademie der bildenden Künste unter Karl Radnitzky und Franz Bauer. Nach dem gescheiterten Versuch bei Ernst Julius Hähnel in Dresden eine Ausbildung als Bildhauer zu erhalten, fand Tautenhayn durch seinen Förderer Josef Daniel Böhm Aufnahme am Hauptmünzamt. In dieser Zeit fertigte er beispielsweise das Kaiserporträt für die österreichische Münze. 1881 folgte die Berufung als Professor an die Akademie der bildenden Künste, wo er bis zu seiner erzwungenen Pensionierung 1904 die Schule für Graveur- und Medailleurkunst leitete. Sein Oeuvre umfasst neben Medaillen Briefmarken, Werke der Groß- und Kleinplastik und Zeichnungen. Darunter befinden sich einige besonders repräsentative Stücke wie der Prunkschild „Kampf der Kentauren mit den Lapithen“, der im Auftrag des Kaisers in Silber gegossen wurde. Durch Aufarbeitung des Quellenmaterials diverser Archive und des bisher vollkommen unbeachteten Nachlasses liegt nun erstmals eine quellentechnisch fundierte Arbeit zu Tautenhayn d. Ä. vor. Der angeschlossene Werkkatalog des Künstlers gewährt zum ersten Mal einen umfassenden Einblick in sein vielfältiges Oeuvre. Seine plastischen Arbeiten sind einerseits klassizistisch und „all’antica“ gestaltet und enthalten andererseits Elemente des Neobarock und Jugendstil. Auch stilistisch modernere, realistischere Stücke, wie eine Nestroy-Statuette, sind erhalten.