Abstract (deu)
In einer Zeit, in der Bildmedien präsenter sind als je zuvor, gerät ein Medium ins Hintertreffen: Radio, das im Kontext des modernen Sprachenunterrichts eine zu geringe Rolle spielt, sich aber für sprachendidaktische und politische Anwendungsgebiete (hier im Bereich DaZ) eignet. Ziel der Master-Arbeit ist die Fragestellung: Wie kann (in Österreich) das Medium Radio im sprachendidaktischen Umfeld von DaZ eingesetzt werden, um damit sprachenpolitische sowie Aspekte des Empowerment (von Kursteilnehmern_innen) zu verwirklichen?
Radio ist ein technisch einfaches und schnell zu verwirklichendes Medium, es ist mithin im Unterricht leicht zu realisieren. Die Freien Radios Österreich (www.freie-radios.at), die als mögliche Kooperationspartner_innen in der Arbeit mit Radio im DaZ-Unterricht vorgestellt werden, fungieren dabei, ebenso wie der DaZ-Unterricht selbst als Distributoren kulturellen Kapitals nach Bourdieu. Der Entwurf von Kriterien für eine interaktive und kulturreflexive (Mit-)Arbeit an DaZ-Radioprojekten dient in der Master-Arbeit als Anlass, gesellschaftlich relevante Ordnungsdiskurse und ihre Beschaffenheit zu analysieren und nach Vorgehensweisen zu suchen, wie die in ihnen festgeschriebenen Gesellschaftsnarrative auf mediendidaktische Weise und im Rahmen von DaZ-Unterricht reformuliert werden können.
Radio-DaZ-Unterricht ist in diesem Zusammenhang aber auch (medien-)sprachdidaktisch und -politisch nutzbar, da es zur Einflussnahme von Machtdiskursen im Sinne einer kulturreflexiven Denk- und Darstellungsweise dienen kann. Im vorliegenden Text werden daher Aspekte des Empowerment (der kooperativen Schaffung von Macht, Jim Cummins) und des Sensemaking, (to address how the text is constructed as well as how it is read, Karl Weick) vor dem Hintergrund einer diskursanalytischen und soziolinguistischen Theorie angedacht.
Die theoretischen Überlegungen treffen außerdem auf ein qualitatives Element der Herangehensweise in Form von leitfadengebundenen Interviews und ero-epischen Gesprächen in Anlehnung an die grounded theory mit drei Akteuren_innen der Freien Radios.
Radio soll über bloße Hörverstehensübungen hinaus als etwas verstanden werden, dass
- den Konsumenten_innen die Möglichkeit bietet, authentisches Material zu hören und zu produzieren, ohne finanziell oder zeitgebunden zu sein. (ökonomischer Aspekt)
- den Produzenten_innen die Möglichkeit bietet, eigene Anliegen und Perspektiven im Zuge der Produktion einer Radiosendung in der Erstsprache und der Sprache der Mehrheitsgesellschaft zu formulieren und öffentlich zu Gehör zu bringen (Empowerment-Aspekt);
- Lehrenden die Möglichkeit bietet, medien- und sprachendidaktische sowie migrationspädagogische Elemente in praktischer Weise in ihren Unterricht zu integrieren und damit Unterricht über den Klassenraum hinaus mithilfe einfacher technischer Voraussetzungen zu erweitern und gesellschaftlich relevant zu gestalten (sprachendidaktischer und migrationspädagogischer Aspekt);
- im sprachpolitischen Sektor tätigen Nichtregierungsorganisationen und Akteuren_innen die Gelegenheit bietet, ihre Anliegen und Erkenntnisse einem breiten Publikum bekannt zu machen (sprachpolitischer Aspekt);
- allen Gesellschaftspartizipanten_innen in Österreich die Möglichkeiten bietet, gemeinschaftlich an einem Polylog teilzunehmen und sich dabei an der Gestaltung wesentlicher Diskurse dieser Gesellschaft zu beteiligen (polylogischer Aspekt).