Abstract (deu)
Studien haben gezeigt, dass geschlechtsbezogene Stereotype bezüglich Mathematik insgesamt keine Gültigkeit mehr haben. Bei Kindern erbringen Mädchen zum Teil sogar bessere Leistungen, als Buben. Schwache Geschlechtsunterschiede ab dem späteren Jugendalter sind nicht durch zugrundeliegende Fähigkeiten, sondern durch andere Faktoren, wie Interesse und Beschäftigung mit dem Fach zu erklären.
Die vorliegende Baseline-Studie ist ein Primingexperiment, bei dem jeweils einem Mathematiktest vor und einer nach dem Priming zu bearbeiten war. Sie wurde in Zusammenarbeit mit Martens (2015) geplant und durchgeführt. Als Prime fungierte ein „Persönlichkeitsfragebogen“, der von 253 AHS-SchülerInnen der 9. Schulstufe aus der Sicht eines typischen männlichen beziehungsweise typischen weiblichen Jugendlichen auszufüllen war. Das Einfühlen in eine Zielperson sollte die Leistungen in Mathematikaufgaben durch Stereotypenaktivierung beeinflussen. Die Motivation und das Interesse, sowie die persönliche Wichtigkeit von Mathematik wurden miterhoben, um deren Einflüsse auf den Priming-Effekt zu erfassen.
Der Geschlechtervergleich der Mathematik-Baseline ergab einen leichten Vorteil der Burschen gegenüber den Mädchen. Die Jugendlichen hatten jedoch keine stereotypen Meinungen über die Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern. Weder bei männlichen noch bei weiblichen Probanden zeigte die Versuchsbedingung eine Wirkung auf die Mathematikleistung nach dem Priming, im Vergleich zu vor dem Priming. Keine der erhobenen potentiellen Moderatorvariablen konnten den fehlenden Effekt erklären. Daher kann in der getesteten Stichprobe davon ausgegangen werden, dass die 14- bis 15-Jährige nicht durch das implizite Priming beeinflussbar waren.
Die Hypothesen müssen somit verworfen werden. Ob dies am Alter der StudienteilnehmerInnen, an der Art des Primings, an der fehlenden Stereotypenmeinung oder an anderen Faktoren liegt könnte in weiteren Untersuchungen überprüft werden.