Abstract (deu)
Die sprachliche Interaktion und Kommunikation an Hochschulen entspricht einem vielfältigen Sprachbiotop. Die Universität als Ausbildungs- und Forschungseinrichtung wird nun selbst einer empirischen Analyse unterzogen und zugleich wird eine Leerstelle in der linguistischen Forschung gefüllt. Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit ist das
Variations- und Varietätenspektrum des Deutschen im universitären Kontext, welches mithilfe der Variationslinguistik und der modernen soziolinguistischen Sprachwahrnehmungsund
Spracheinstellungsforschung untersucht wird. Konkret wird dargelegt, wann, mit wem und wie Standard- und Nonstandard-Deutsch von Studierenden unterschiedlicher Studienrichtungen
und Universitäten gemäß deren Selbsteinschätzung verwendet wird. Forschungsleitende Anhaltspunkte meiner Arbeit sind die Umfrage von STEINEGGER (1998), die fünf kommunikativen Faktoren von MUHR (1995) und das Nähe-Distanz-Modell von
KOCH / OESTERREICHER (1985). Methodologisch stützt sich die Arbeit auf eine indirekte Erhebung mittels Online-Fragebögen. Die Befragung von 579 ProbandInnen bildet die empirische
Basis. Germanistik-Studierende der Universität Wien fungieren als primäre Untersuchungsgruppe, Medizin-Studierende der Medizinischen Universität Wien und TU-Studierende der Technischen Universität Wien wurden als Kontrollgruppen herangezogen.
Während die Ergebnisse in Bezug auf die Verständigung unter Studierenden eine standardferne Tendenz aufweisen, lässt sich bei den Gesprächen mit Lehrenden ein deutliches Muster
erkennen. Der vermeintliche Gebrauch von Standarddeutsch nimmt in allen untersuchten Studienrichtungen gemäß folgender Reihung ab: Persönliches Gespräch mit Lehrenden während der LV, Persönliches Gespräch mit Lehrenden nach der LV und Persönliches Gespräch mit Lehrenden in der Sprechstunde. Die Verwendung von Nonstandard-Deutsch steht somit in enger Verbindung mit den Faktoren Vertrautheit, Öffentlichkeit und Dialogizität.
Zwischen den einzelnen LV-Typen sind je nach Studienrichtung unterschiedlich starke Differenzen in Bezug auf die verwendete Varietät zu verorten. Des Weiteren wurden Einstellungen von Studierenden zum eigenen, fremden und allgemeinen Sprachgebrauch an der Universität untersucht sowie der Sprachgebrauch Lehrender vonseiten der Studierenden
eingeschätzt.