Abstract (deu)
Die neoliberale westliche Reformpolitik der vergangenen 40 Jahre hat massive Verwerfungen in der Arbeitswelt verursacht. Unternehmensfreundliche Reformen, Kürzungen im Sozialbereich, Deregulierung, Krisen und der durch die Digitalisierung hervorgerufene Strukturwandel macht gerade vor Medien nicht Halt. Auch hier breiten sich atypische Beschäftigungsformen aus. Was folgt, ist eine Prekarisierung des Journalismus. Immer mehr Menschen (je nach Definition zwi-schen 7.100 und etwa 20.000 in Österreich) konkurrieren um immer weniger journalistische Ar-beitsplätze. Gerade junge JournalistInnen, haben zunehmende Probleme, unter diesen Bedin-gungen dem Beruf gerecht zu werden. Zur Abfederung von Notlagen werden Netzwerke genutzt und es wird artverwandten Tätigkeiten nachgegangen. BerufsanfängerInnen im Journalismus sind immer öfter projektbezogener und honorarbasierter Arbeit ausgesetzt. Wer dem Traumberuf Journalismus nachgeht, muss sich auf befristete Verträge, freie Mitarbeit und Praktika einstellen, bevor sich eine unbefristete Stelle anbietet. In Österreich gibt es dazu kaum wissenschaftliche Erkenntnisse.
Vom 13. Oktober bis zum 21. Dezember 2015 wurde mithilfe des Online-Tools SoSci Survey eine Befragung unter 74 österreichischen JungjournalistInnen durchgeführt. Ziel war die Erfas-sung ihrer sozialen Lage. Ursprünglich war eine Panelbefragung vorgesehen. Da diese nicht ge-lang, wurden mithilfe des Umfrage-Bogens neun direkte Interviews als zusätzliche Informations-quelle herangezogen. Für eine Auswertung war das Panel zu klein, die Querschnittsbefragung liefert nichtrepräsentative Ergebnisse.
Das Durchschnittsalter der StudienteilnehmerInnen betrug 27,24 Jahre, 84,78 Prozent der Be-fragten sind ÖsterreicherInnen, 73,91 Prozent arbeiten in Wien. 28 Personen (60,87%) sind Frauen. Eine Umstrukturierung des Samples in gewöhnliche und ungewöhnliche Beschäfti-gungsverhältnisse vereinte die Teilzeitstellen mit den Vollzeitstellen in einer Gruppe, während Atypische (Freie, Honorar-Schreiber u.ä.) in der zweiten landeten. Das neue Sample umfasst 44 Personen. Die Untersuchung hat ergeben, dass jemand, der ein ungewöhnliches Beschäf-tigungsverhältnis im Journalismus eingeht, signifikant eher nicht hauptberuflich Journalist ist. Leute, die bereits länger als JournalistInnen arbeiten, sind eher Hauptberufler und unzufriede-ner als junge AnfängerInnen in atypischen Jobs. 88,83 Prozent ihrer gesamten durchschnittli-chen Arbeitszeit (7:21 Stunden) bringen die Befragten im Büro zu. Je länger der Tag ist, desto mehr Kontakte nehmen sie auf (vorzugsweise per Mail und telefonisch) und umso mehr Bei-träge gestalten sie.
Eine Wiederholungsstudie mit einem deutlich größeren, repräsentativen Sample (min.250 Personen) wird empfohlen. Einzelne Fragen müssen umstrukturiert werden, die Auswertung auch nach Qualität, Boulevard u.ä. Kriterien geordnet werden.