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Title (deu)
Die Erstellung eines Gehorsamkeitsfragebogens nach Milgrams, Zimbardos und Zajoncs Theorien zu Gehorsamkeit
Parallel title (eng)
The development of an obedience questionnaire based on the theories of obedience according to Milgram, Zimbardo and Zajonc
Author
Pia-Vanessa Telatko
Advisor
Andreas Olbrich-Baumann
Assessor
Andreas Olbrich-Baumann
Abstract (deu)
Stanley Milgram veranschaulichte in den 1960er Jahren mit Hilfe eines simulierten Lernexperiments, die hohe Gehorsamsbereitschaft von Versuchspersonen, sich den Befehlen einer vermeintlichen Autoritätsperson zu unterwerfen und einen Mitmenschen für falsch gegebene Antworten mit Elektroschocks, die eine etwaige tödliche Stärke hatten, zu bestrafen. Keine zehn Jahre später konnte ebenso Philip Zimbardo (1973) gemeinsam mit seinen Kollegen in einer Gefängnissimulation zeigen, wie sehr soziale Normen und Rollen den Menschen beeinflussen können. Die Versuchspersonen verfielen rasch ihrer Rolle als Wärter oder Häftling, weshalb für sie die Grenzen zwischen Realität und Experiment verschwammen und seitens der Häftlinge eine hohe Bereitschaft zu Gehorsam beobachtet werden konnte. Ein weitere bedeutsame Theorie, die in diesen Jahrzehnten entstanden ist, ist die „Drive Theory“ von Robert Zajonc. Diese besagt, dass bei der Ausführung von leichten oder gut gelernten Aufgaben die Anwesenheit anderer zu einer Leistungssteigerung führt, handelt es sich hingegen um eine schwierige, kann eine Leistungshemmung beobachtet werden. Zajonc verhalf somit zu einem Verständnis der Phänomene soziale Aktivierung und Hemmung. Anhand dieser drei Theorien von Milgram, Zimbardo und Zajonc wurde ein Fragebogen mit 58 Gehorsamkeitssituationen erstellt (z.B. Sie arbeiten als Koch bzw. Köchin in einem Restaurant. Ihr/e Chef/in zwingt Sie bereits abgelaufene Lebensmittel zu verarbeiten. Gehen Sie der Aufforderung nach?), der dazu dienen soll, Fragen bezüglich Gehorsamkeit in teils alltäglichen Situationen zu beantworten. Dieser wurde 101 Personen zur Beantwortung vorgelegt. Zusätzlich zu der Gehorsamsbereitschaft wurden folgende Persönlichkeitsvariablen erhoben, um den Zusammenhang zwischen denselbigen und dem gehorsamen Verhalten zu untersuchen: die Beziehungsqualität zwischen Mitarbeitern und Führungspositionen mittels des Leader-Member-Exchange (LMX-7) von Schyns und Paul (2014), der Selbstwert anhand der Skala von Collani und Herzberg (2003), der regulatorische Fokus (Lockwood, Jordan & Kunda, 2002) und die Big Five-Dimensionen anhand der Kurzversion des NEO-PI-R nach Ostendorf und Angleitner (2004). Das Cronbachs Alpha der Gesamtskala ergab α=0,60. Aufgrund der Handhabbarkeit des Gehorsamkeitsfragebogens wurde eine Kurzversion erstellt. Dieser besteht aus elf Items. Die Ergebnisse dieser gekürzten Endversion weisen darauf hin, dass von den Big Five lediglich die Offenheits- und Verträglichkeitswerte mit der Bereitschaft zu Gehorsam korrelieren. Desto offener Personen sind, desto eher verhalten sie sich gehorsam, wenn Zuseher anwesend sind. Die Situationen, die sich Zajonc zuordnen lassen, stehen außerdem gemeinsam mit jenen nach Zimbardo im Zusammenhang mit der Verträglichkeit. Für letztere gilt: je verträglicher eine Person ist, desto eher reagiert sie gehorsam. Das Gegenteil trifft auf Situationen mit Publikum zu – eine Person, die sich als unverträglich beschreibt, zeigt in diesen eher Ungehorsam. Weiters zeigen die Ergebnisse, dass sowohl die Beziehungsqualität zum Vorgesetzten als auch der Selbstwert einen Einfluss auf die Reaktion in Situationen ausüben, die Milgram zuordenbar sind. Je schlechter Personen die Beziehung zu ihrer Führungskraft bewerten, desto eher verhielten sie sich gehorsam. Das selbe Verhalten konnte bei Personen mit einem niedrigen Selbstwert beobachtet werden. Außerdem weisen die Resultate darauf hin, dass je höher der Selbstwert einer Person ist, desto wahrscheinlicher zeigt diese kein ungehorsames Verhalten in jenen Gehorsamkeitssituationen, die sich Zimbardos Theorie zuordnen lassen. Ein weiteres Ergebnis dieses reduzierten Fragebogens ist, dass weder ein signifikanter Alters- noch Geschlechtsunterschied in der Bereitschaft zu Gehorsam festgestellt werden konnte.
Abstract (eng)
In the 1960s, Stanley Milgram demonstrated the high willingness of study participants to obey the instructions of presumed authority figures and to punish others for wrong answers with electric shocks with possibly fatal voltages in a simulated study of memory. Less than ten years later, Philip Zimbardo and his team were able to show the extent to which social norms and roles can influence people within the scope of a prison simulation. The study participants soon adapted to their assigned role as a guard or prisoner which is why their perception for the boundaries between reality and experiment became blurred and a high willingness to obey could be observed among the prisoners. A further important theory which emerged in this era is the drive theory by Robert Zajonc. Zajonc’s drive theory suggests that the presence of an audience facilitates the better performance of easy or well-learned tasks, while the presence of an audience during difficult tasks may inhibit the performance. This way Zajonc contributed to an understanding of the phenomena of social activation and inhibition. On the basis of the aforementioned three theories a questionnaire with 58 obedience situations was prepared (for example: You are employed in a restaurant as a chef. Your boss forces you to use expired food products. Do you comply with his/her instructions?), designed to provide answers to obedience-related questions partly in everyday settings. The questionnaire was distributed to 101 people for completion. Apart from the willingness to obey, data on the following personality variables was collected in order to investigate the interrelation between such variables and obedient behaviour: The quality of the relationship between employees and executives by means of the leader-member-exchange theory (LMX-7) by Schyns and Paul (2014), the self-esteem based on the scale by Collani and Herzberg (2003), the regulatory focus (Lockwood, Jordan & Kunda, 2002) as well as the big five dimensions of personality in accordance with the short version of the NEO-PI-R by Ostendorf and Angleitner (2004). The Cronbach’s alpha of the overall scale scored α=0.60. A short version was created due to the manageability of the obedience questionnaire. This consists of eleven items. The results of this shortened final version indicate that of the big five merely the openness and agreeableness values correlate with the willingness to obey. The more open people are, the more obedient they will behave when an audience is present. The situations which can be attributed to Zajonc are also interrelated to the agreeableness like those in accordance with Zimbardo. With regard to the latter: The more agreeable a person, the more likely he/she will react with obedience. The opposite applies to situations with an audience – a person who describes himself/herself as agreeable, will in such situations tend to react with disobedience. In addition, the results demonstrate that both the quality of the relationship to the superiors as well as the self-esteem have an influence on the reaction in situations attributable to Milgram. The poorer a person assesses his/her relationship to the executive, the sooner they acted obediently. The same behaviour could also be observed in people with a low self-esteem. Furthermore the results indicate that the higher the self-esteem of a person, the more likely it is that he/she will not display any disobedient behaviour in obedience situations in accordance with Zimbardo’s theory. A further result of this reduced questionnaire is that no age- or gender-related differences could be established with regard to the willingness to obey.
Keywords (deu)
GehorsamkeitsfragebogenMilgramZimbardoZajoncGehorsamkeit
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1325522
rdau:P60550 (deu)
99 Seiten : Illustrationen
Number of pages
99
Members (1)
Title (deu)
Die Erstellung eines Gehorsamkeitsfragebogens nach Milgrams, Zimbardos und Zajoncs Theorien zu Gehorsamkeit
Parallel title (eng)
The development of an obedience questionnaire based on the theories of obedience according to Milgram, Zimbardo and Zajonc
Author
Pia-Vanessa Telatko
Abstract (deu)
Stanley Milgram veranschaulichte in den 1960er Jahren mit Hilfe eines simulierten Lernexperiments, die hohe Gehorsamsbereitschaft von Versuchspersonen, sich den Befehlen einer vermeintlichen Autoritätsperson zu unterwerfen und einen Mitmenschen für falsch gegebene Antworten mit Elektroschocks, die eine etwaige tödliche Stärke hatten, zu bestrafen. Keine zehn Jahre später konnte ebenso Philip Zimbardo (1973) gemeinsam mit seinen Kollegen in einer Gefängnissimulation zeigen, wie sehr soziale Normen und Rollen den Menschen beeinflussen können. Die Versuchspersonen verfielen rasch ihrer Rolle als Wärter oder Häftling, weshalb für sie die Grenzen zwischen Realität und Experiment verschwammen und seitens der Häftlinge eine hohe Bereitschaft zu Gehorsam beobachtet werden konnte. Ein weitere bedeutsame Theorie, die in diesen Jahrzehnten entstanden ist, ist die „Drive Theory“ von Robert Zajonc. Diese besagt, dass bei der Ausführung von leichten oder gut gelernten Aufgaben die Anwesenheit anderer zu einer Leistungssteigerung führt, handelt es sich hingegen um eine schwierige, kann eine Leistungshemmung beobachtet werden. Zajonc verhalf somit zu einem Verständnis der Phänomene soziale Aktivierung und Hemmung. Anhand dieser drei Theorien von Milgram, Zimbardo und Zajonc wurde ein Fragebogen mit 58 Gehorsamkeitssituationen erstellt (z.B. Sie arbeiten als Koch bzw. Köchin in einem Restaurant. Ihr/e Chef/in zwingt Sie bereits abgelaufene Lebensmittel zu verarbeiten. Gehen Sie der Aufforderung nach?), der dazu dienen soll, Fragen bezüglich Gehorsamkeit in teils alltäglichen Situationen zu beantworten. Dieser wurde 101 Personen zur Beantwortung vorgelegt. Zusätzlich zu der Gehorsamsbereitschaft wurden folgende Persönlichkeitsvariablen erhoben, um den Zusammenhang zwischen denselbigen und dem gehorsamen Verhalten zu untersuchen: die Beziehungsqualität zwischen Mitarbeitern und Führungspositionen mittels des Leader-Member-Exchange (LMX-7) von Schyns und Paul (2014), der Selbstwert anhand der Skala von Collani und Herzberg (2003), der regulatorische Fokus (Lockwood, Jordan & Kunda, 2002) und die Big Five-Dimensionen anhand der Kurzversion des NEO-PI-R nach Ostendorf und Angleitner (2004). Das Cronbachs Alpha der Gesamtskala ergab α=0,60. Aufgrund der Handhabbarkeit des Gehorsamkeitsfragebogens wurde eine Kurzversion erstellt. Dieser besteht aus elf Items. Die Ergebnisse dieser gekürzten Endversion weisen darauf hin, dass von den Big Five lediglich die Offenheits- und Verträglichkeitswerte mit der Bereitschaft zu Gehorsam korrelieren. Desto offener Personen sind, desto eher verhalten sie sich gehorsam, wenn Zuseher anwesend sind. Die Situationen, die sich Zajonc zuordnen lassen, stehen außerdem gemeinsam mit jenen nach Zimbardo im Zusammenhang mit der Verträglichkeit. Für letztere gilt: je verträglicher eine Person ist, desto eher reagiert sie gehorsam. Das Gegenteil trifft auf Situationen mit Publikum zu – eine Person, die sich als unverträglich beschreibt, zeigt in diesen eher Ungehorsam. Weiters zeigen die Ergebnisse, dass sowohl die Beziehungsqualität zum Vorgesetzten als auch der Selbstwert einen Einfluss auf die Reaktion in Situationen ausüben, die Milgram zuordenbar sind. Je schlechter Personen die Beziehung zu ihrer Führungskraft bewerten, desto eher verhielten sie sich gehorsam. Das selbe Verhalten konnte bei Personen mit einem niedrigen Selbstwert beobachtet werden. Außerdem weisen die Resultate darauf hin, dass je höher der Selbstwert einer Person ist, desto wahrscheinlicher zeigt diese kein ungehorsames Verhalten in jenen Gehorsamkeitssituationen, die sich Zimbardos Theorie zuordnen lassen. Ein weiteres Ergebnis dieses reduzierten Fragebogens ist, dass weder ein signifikanter Alters- noch Geschlechtsunterschied in der Bereitschaft zu Gehorsam festgestellt werden konnte.
Abstract (eng)
In the 1960s, Stanley Milgram demonstrated the high willingness of study participants to obey the instructions of presumed authority figures and to punish others for wrong answers with electric shocks with possibly fatal voltages in a simulated study of memory. Less than ten years later, Philip Zimbardo and his team were able to show the extent to which social norms and roles can influence people within the scope of a prison simulation. The study participants soon adapted to their assigned role as a guard or prisoner which is why their perception for the boundaries between reality and experiment became blurred and a high willingness to obey could be observed among the prisoners. A further important theory which emerged in this era is the drive theory by Robert Zajonc. Zajonc’s drive theory suggests that the presence of an audience facilitates the better performance of easy or well-learned tasks, while the presence of an audience during difficult tasks may inhibit the performance. This way Zajonc contributed to an understanding of the phenomena of social activation and inhibition. On the basis of the aforementioned three theories a questionnaire with 58 obedience situations was prepared (for example: You are employed in a restaurant as a chef. Your boss forces you to use expired food products. Do you comply with his/her instructions?), designed to provide answers to obedience-related questions partly in everyday settings. The questionnaire was distributed to 101 people for completion. Apart from the willingness to obey, data on the following personality variables was collected in order to investigate the interrelation between such variables and obedient behaviour: The quality of the relationship between employees and executives by means of the leader-member-exchange theory (LMX-7) by Schyns and Paul (2014), the self-esteem based on the scale by Collani and Herzberg (2003), the regulatory focus (Lockwood, Jordan & Kunda, 2002) as well as the big five dimensions of personality in accordance with the short version of the NEO-PI-R by Ostendorf and Angleitner (2004). The Cronbach’s alpha of the overall scale scored α=0.60. A short version was created due to the manageability of the obedience questionnaire. This consists of eleven items. The results of this shortened final version indicate that of the big five merely the openness and agreeableness values correlate with the willingness to obey. The more open people are, the more obedient they will behave when an audience is present. The situations which can be attributed to Zajonc are also interrelated to the agreeableness like those in accordance with Zimbardo. With regard to the latter: The more agreeable a person, the more likely he/she will react with obedience. The opposite applies to situations with an audience – a person who describes himself/herself as agreeable, will in such situations tend to react with disobedience. In addition, the results demonstrate that both the quality of the relationship to the superiors as well as the self-esteem have an influence on the reaction in situations attributable to Milgram. The poorer a person assesses his/her relationship to the executive, the sooner they acted obediently. The same behaviour could also be observed in people with a low self-esteem. Furthermore the results indicate that the higher the self-esteem of a person, the more likely it is that he/she will not display any disobedient behaviour in obedience situations in accordance with Zimbardo’s theory. A further result of this reduced questionnaire is that no age- or gender-related differences could be established with regard to the willingness to obey.
Keywords (deu)
GehorsamkeitsfragebogenMilgramZimbardoZajoncGehorsamkeit
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1325523
Number of pages
99