Abstract (deu)
Zahlen und Statistiken zu Gesellschaften, Nationen und Menschen wird in Medien und der politischen Argumentation oft ein faktischer Status zugesprochen. Sie werden mit Objektivität und einer Überlegenheit gegenüber einfacher Meinung oder politischer Überzeugung und der Eigenschaft, soziale und politische Handlungen zu bedingen, assoziiert. Wie erlangen Zahlen und Statistiken allerdings diesen Status? Um dieser Frage nachzugehen, stellt die Dissertation den Multi-Sited Charakter von sozialwissenschaftlicher Wissensproduktion in den Vordergrund und folgt den beteiligten AkteurInnen und Aktanten. Dabei verknüpft sie Ansätze der Actor-Network-Theory mit Konzepten der Praxistheorie um sozialwissenschaftliches Wissen als fortlaufende Praktik des etwas zu wissen, getragen von örtlich und zeitlich verstreuten AkteurInnen und Aktanten, zu erfassen. Die Dissertation vertieft dieses performative Verständnis von etwas sozialwissenschaftlich zu wissen anhand empirischen Materials - Interviews, Dokumente und Beobachtungen - generiert im Rahmen einer Fallstudie zweier thematischer und organisatorisch zusammenhängender quantitativer Erhebungen zu materiellem Vermögen österreichischer Haushalte. Wie die Zahlen und Statistiken des untersuchten Falls zu Wissen und einer Ressource für politische, ökonomische und soziale Entscheidungen werden, wird als ein kompliziertes und auch umkämpftes kontinuierliches Unterfangen in und zwischen verschiedenen sozialen Arenen und Welten diskutiert. Die Zahlen und Statistiken sind dabei inhärent politisch, wobei allen beteiligten AkteurInnen und Aktanten eine Verantwortung für die darüber produzierten Realitäten zugesprochen wird. Die Dissertation schließt mit der Frage, wie mit Zahlen und Statistiken gearbeitet und umgegangen werden kann, ohne diesen politischen und performativen Charakter zu ignorieren.