Abstract (deu)
Die Wahrnehmung und Bewertung von Kunstwerken wird durch das Wissen über ihre Authentizität, Originalität und Echtheit bestimmt. Wesentliche Ziele der vorliegenden Studie waren einem sozialen Zweck von Kunst nachzuspüren indem ermittelt wurde, ob die Betrachtung von Kunst auf einer Interaktion zwischen der Betrachterin bzw. dem Betrachter und der Künstlerin bzw. dem Künstler basiert, sowie zu untersuchen, ob es mögliche Unterschiede zwischen echten und originalen Kunstwerken verglichen mit Reproduktionen und Nicht-Kunstwerken gibt. Ein ausführlicher Vergleich hinsichtlich Kunstrezeption, Achtsamkeit, sozialer Verbundenheit sowie Verbundenheit zur Künstlerin bzw. zum Künstler und Kunstwerk wurde mit Hilfe der Daten von 91 Studienteilnehmerinnen und –teilnehmer, die entweder Originale, Reproduktionen oder Nicht-Kunst betrachteten, angestellt. Die individuelle Kunstbetrachtung wurde gemessen, indem das Reaktionsverhalten der Studienteilnehmerinnen und –teilnehmer auf ein Hintergrundgeräusch während der Betrachtungszeit beobachtet wurde und ihre Erinnerungs- und Wiedererkennungsleistung evaluiert. Die Ergebnisse bezüglich Kunstrezeption zeigten signifikante Unterschiede zwischen originalen Kunstwerken und Nicht-Kunstwerken, jedoch kaum Unterschiede zu Reproduktionen. Die Teilnehmerinnen und –teilnehmer waren in höherem Ausmaß von originalen Kunstwerken positiv angezogen. Originale Kunstwerke wurden als kognitiv stimulierender beurteilt und deren künstlerische Qualität höher eingestuft. Die Teilnehmerinnen und –teilnehmer fühlten sich in der originalen Kunstbedingung stärker mit den Kunstwerken und den Künstlerinnen bzw. Künstlern verbunden. Obwohl alle Teilnehmerinnen und –teilnehmer ähnlich auf das Hintergrundgeräusch reagierten, waren die Teilnehmerinnen und -teilnehmer in der originalen Kunst-Bedingung tiefer in die Kunstbetrachtung versunken und konnten sich nicht daran erinnern, ein Geräusch gehört zu haben. Weitere Analysen ergaben, dass die Dimensionen der Kunstrezeption starke Prädiktoren für die Verbundenheit zur Künstlerin bzw. zum Künstler und Kunstwerk sind, was vor allem für die Dimension Selbst-Referenz gilt. Die Betrachtung originaler Kunst vereinnahmt die Aufmerksamkeit. Die Daten lassen vermuten, dass das Erleben von originaler Kunst einen Interaktionsprozess widerspiegelt, der eine engere Beziehung zwischen einer Betrachtern bzw. einem Betrachter und einer Künstlerin bzw. einem Künstler bewirkt. Die Erkenntnisse unterstützen die Annahme eines zugrundeliegenden sozialen Zwecks von Kunst und bieten eine gute Basis für zukünftige Untersuchungen.