Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem filmischen Schaffen des italienischen Regisseurs
Emanuele Crialese unter dem Gesichtspunkt auseinander, welche Rolle Mythisches
in seinen Filmen spielt. Sie versucht dabei den Fragen auf den Grund zu gehen,
wo in der Darstellungsweise die Alltagsrealität zugunsten von mythischen / magischen /
visionsartigen Elementen verlassen wird, ob man dabei von Mythos sprechen kann und,
wenn ja, auf welche Weise genau die Filme Mythisches beinhalten.
Dazu erfolgt zunächst eine Auseinandersetzung mit neueren und älteren Mythostheorien,
um eine Definition von Mythos und dem Mythischen zu bieten und deren Merkmale
aufzeigen zu können, auf deren Vorhandensein danach die Filme untersucht werden.
Es werden auch wiederkehrende Elemente, die teilweise bereits mit dem Mythischen zu
tun haben, in allen seinen Spielfilmen dargelegt.
Schließlich werden mithilfe von Peter Tepes Methode der Basis-Interpretation sowie
gängigen Methoden der Filmanalyse Crialeses italienische Filme, Respiro (2002), Nuovomondo
(2006) und Terraferma (2011), einzeln und im Detail darauf hin überprüft,
ob sie Mythos gemäß der getroffenen Definition beinhalten und wie sie Mythisches filmisch
umsetzen.
Dabei kommt die Arbeit zu dem Ergebnis, dass alle untersuchten Filme Mythisches
beinhalten, was anhand gewisser Konstanten, die den Definitionen und Merkmalen von
Mythos entsprechen, nachweisbar ist.
In allen drei Filmen werden Raum und Zeit mythisch verschleiert, Archaisches und Elementares
durch metaphorische Inszenierung der vier Elemente Wasser, Erde, Feuer und
Luft thematisiert, Metamorphosen und mythische Subjektauflösungen durch Crialeses
Art, Menschengruppen wie ein einziges Lebewesen erscheinen zu lassen, dargestellt, eine
bildhafte Filmsprache benutzt, die auf Emotionen abzielt, und mythische Motive umgesetzt,
besonders solche, die vom Handlungsablauf von Übergangsriten inspiriert sind,
nämlich „Auszug - Einschluss - Wiedergeburt“, oder Einzug in die kollektive Phantasie
gefunden haben, wie im Fall der Sirenen / Meerjungfrauen. Die filmischen Mittel, mit
denen die mythische Wirkung dieser Aspekte verstärkt wird, sind Zeitlupe, Farbe und
Licht (besonders in den Unterwasserszenen) und der Einsatz von (mimetischer) Musik.