Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Vegetation auf dem ehemaligen Verschiebebahnhof Breitenlee im 22. Wiener Gemeindebezirk. Die Ergebnisse können als Grundlagen für gebietsbezogene naturschutzfachliche Managementmaßnahmen dienen.
Im Sommer 2015 wurde die Vegetation des Untersuchungsgebietes in 41 Vegetationsaufnahmen unter Verwendung der Methodik von Braun-Blanquet (Braun-Blanquet 1964) untersucht. Da die ca. 90 ha große Brachfläche einige floristische Seltenheiten v.a. der Trockenrasenvegetation aufweist, wurde sich bei der Untersuchung auf die offenen Bereiche konzentriert. Es konnten 131 höhere Pflanzenarten, darunter 13 gefährdete Arten, wie Blackstonia acuminata und Thymelaea passerina, sowie 15 verschiedene Pflanzengesellschaften aus den vier taxonomischen Klassen Artemisietea vulgaris, Galio-Urticetea, Molinio-Arrhenatheretea und Festuco-Brometea nachgewiesen werden. Die Vegetationsaufnahmen wurden zusätzlich numerisch mit Twinspan ausgewertet, als große Gruppen traten hier die Ruderalfluren und die Trockenrasen auf. Die Verteilung der Aufnahmepunkte, der Pflanzengesellschaften und der Twinspan-Gruppen sind in GIS-Karten dargestellt. Unter Berücksichtigung dieser beiden Gruppierungen wurden acht Vegetationstypen definiert, mit denen die offenen Bereiche charakterisiert werden können.
Die ökologischen Bedingungen und sukzessionsbedingten Veränderungen werden mit Hilfe der ökologischen Zeigerwerte nach Ellenberg (Ellenberg 1991) Licht, Feuchte und Nährstoffversorgung, der Lebensformen nach Raunkiaer und der Strategietypen nach Grime (Grime 1974, 1979) beschrieben und anschließend diskutiert. Entsprechend dem Median der Zeigerzahlen kommen Halblichtpflanzen (7,3), Trocknis- bis Frischezeiger (3,6) bzw. Stickstoffarmut- bis Mäßigstickstoffzeiger (4,1) vor. Die häufigste mit knapp zwei Drittel auftretende Lebensform ist die der Hemikryptophyten. Ebenfalls mit beinahe zwei Dritteln treten die Konkurrenz-(Stress-/Ruderal-)Strategen als dominierende Strategietypen auf, welche auf eine fortgeschrittene Sukzession hindeuten. Der Vergleich mit einer vor 16 Jahren durchgeführten Untersuchung (AVL 1999, Snizek 1999) ergab allerdings nur geringe Veränderungen. Auf den Ergebnissen aufbauend sind schutzwürdige Areale/Bereiche identifiziert worden. Sie befinden sich in zentralen, leicht zugänglichen Bereichen des unter Landschaftsschutz stehenden Gebietes.
Die Nutzung des Untersuchungsgebietes für Freizeitaktivitäten sowie als Hundeauslaufgebiet führen gerade in diesen Bereichen zu Tramplingeffekten, welche als positiv zu bewerten sind. Negativ ist die Stickstoffanreicherung über Hundekot zu sehen.
Die natürliche Entwicklung der Sukzession in modernen Landschaften ist allgemein durch Verinselung und Eutrophierung beeinflusst (Grime 1979). Diese beiden Faktoren fördern verarmte und untypisch ausgeprägte Sukzessionsstadien bzw. Gesellschaften. Ein großer Faktor für die Entwicklung im UG spielt die Bodenveränderung durch Abfalleinbringung im Westteil. Die hier auftretenden Arten und Gesellschaften können für die durch Eutrophierung veränderten Formen stehen. Die Trockenrasenpatches sind wahrscheinlich eher auf Grund der isolierten Insellage in einer überwiegend städtisch und agrarwirtschaftlich geprägten Umgebung verarmt, obgleich sie auf Grund von Stickstoffanreicherungen im Boden stark gefährdet sind. Gemäß dem Leitbild eines Lebensraummosaiks mit halboffenen und offenen Biotopen und unter Berücksichtigung der als Schutzgüter benannten Trockenrasen(-gesellschaften), sollte (die) Sukzession in den sensiblen Bereichen gezielt gemanagt werden; ein Vorschlag hierzu ist Beweidung.